Umwelt

08.07.2024

Zwischen Starkregen und Dürre: vorsorgen und Schäden minimieren

Der Klimawandel führt nicht nur zu höheren Temperaturen, sondern auch zu veränderten Niederschlägen. Die Häufigkeit und das Ausmaß von außergewöhnlichen Trockenperioden auf der einen und ergiebigen Niederschlägen auf der anderen Seite, nehmen tendenziell zu. Diese Extreme der Wasserverfügbarkeit stellen Verbraucher*innen vor neue Herausforderungen und erfordern schnelle Maßnahmen.

Zwischen Starkregen und Dürre: vorsorgen und Schäden minimieren© JJ Gouin - stock.adobe.com
Wer Regenwasser auffängt, verringert damit die Wassermenge, die bei Regen in die Kanalisation schwemmt und kann in trockenen Monaten damit seine Pflanzen gießen.

Der Klimawandel wirkt sich auf die Verfügbarkeit von Wasser aus

Über das Jahr gesehen hat sich die Niederschlagsmenge in Bayern kaum verändert (LfU), es gibt jedoch Abweichungen hinsichtlich der Verteilung und Intensität der Niederschläge: Zum einen fallen im Sommer weniger Niederschläge, zum anderen kommt es häufiger zu Starkregenereignissen (Bayerns Klima im Wandel). Diese Entwicklung hat weitreichende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt:

  • Bei Starkregen fließen Niederschläge verstärkt oberirdisch ab und tragen nicht zur Grundwasserneubildung bei. Außergewöhnlich starke sowie langanhaltend ergiebige Niederschläge führen zu Überschwemmungen und Hochwasser und verursachen enorme Schäden.
  • Sommerliche Trockenperioden dagegen führen zu Niedrigstständen in Flüssen, Seen sowie im Grundwasser. Zugleich wird an heißen Tagen mehr Wasser zur Bewässerung und Erfrischung entnommen, so dass bei anhaltender Trockenheit lokale Versorgungsengpässe möglich sind.

Je nach Jahreszeit wird Wasser somit entweder zur kostbaren Mangelware oder zur Gefahr. Die Trinkwasserversorgung ist zu gewährleisten und Orte vor Überschwemmungen zu schützen. Wichtig ist, Siedlungs- und Verkehrsflächen so zu gestalten, dass Regenwasser verdunsten, versickern oder aufgefangen werden kann. Auf diese Weise reduziert sich der Oberflächenabfluss und somit auch die Hochwasserspitzen. Zugleich wird Wasser in der Fläche zurückgehalten und trägt bei Hitze zur Kühlung bzw. zur Bewässerung bei.

Gefahrensituation kennen

Ergiebige Niederschläge führen zu hohen Wasserständen in der Nähe von Flüssen und Seen. Die Hochwassergefahrenkarte zeigt, welche Standorte besonders gefährdet sind. In diesen Gebieten ist es sinnvoll, Hochwasserschutz zu betreiben und keine neuen Baugebiete auszuweisen.

Überschwemmungen und Sturzfluten infolge von Starkregen können überall auftreten und gefährden auch Orte, die weit entfernt von Gewässern liegen. Je nach Gefälle und Bodendurchlässigkeit kann sich oberflächlich abfließendes Wasser an bestimmten Stellen konzentrieren. Mithilfe des Umweltatlas können sich Bürger*innen informieren, ob ihr Gebäude in einem Bereich mit erhöhter Gefährdung liegt.

Apps wie WarnWetter, NINA oder Umweltinfo Bayern warnen vor aktuellen Gefahren und helfen, kurzfristig zu reagieren und Vorkehrungen zu treffen. Ob Sturm, Starkregen oder Hagel: Fenster und Türen sind bei Unwetter immer zu schließen. Unbedingt erforderlich ist es, Abflussleitungen freizuhalten und Dachrinnen und andere Abflüsse regelmäßig zu reinigen. Versicherungen können bei Pflichtverletzung die Leistung verweigern.

Durch Überflutungen und Hochwasser entstehen oft existenzbedrohende Schäden. Hausbesitzer*innen sind mehr denn je in der Pflicht, eigenverantwortlich vorzusorgen und den passenden Versicherungsschutz zu wählen. Folgen von Erdrutsch, Rückstauschäden oder Überschwemmungen durch Gewässerüberflutungen und Starkregen sind in herkömmlichen Gebäude- und Hausratversicherungen nicht enthalten, sondern sind gesondert zu versichern. Mehr dazu im VSB-Tipp.

Schutzmaßnahmen am Haus treffen

Da Starkregenereignisse oft lokal auftreten und schwer vorhersagbar sind, ist es wichtig, rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen am Gebäude und auf dem Grundstück zu treffen. Viele Kommunen haben Leitfäden erstellt, um zur wassersensiblen Bauweise zu informieren.

Niederschlagswasser kann insbesondere über tiefer liegende Gebäudeöffnungen, wie Lichtschächte oder Tiefgarageneinfahrten, in Gebäude eindringen. Erhöhte Schwellen, Schutzklappen oder der Einbau wasserdichter Fenster und Türen schützen gefährdete Kellerräume. Mobile Schutzbarrieren und Sandsäcke sind bei vorhersehbarem Hochwasser hilfreich, bei Starkregen bleibt unter Umständen nicht ausreichend Zeit für entsprechende Vorkehrungen.

Je nach Kellernutzung, z.B. durch Öltanks, sind weitergehende Schutzmaßnahmen sinnvoll. Zur sicheren Heizöllagerung in Überschwemmungsgebieten informiert das Bayerische Landesamt für Umwelt.

Bei hohen Niederschlagsmengen kann es zudem zu einem Rückstau aus dem Kanal kommen. Um dies zu verhindern, müssen Abflüsse unterhalb der Rückstauebene gesichert werden. Hier gibt es zwei Möglichkeiten:

  • Das Abwasser wird mithilfe einer Hebeanlage auf ein Niveau oberhalb der Rückstauebene angehoben (Rückstauschleife). Diese hydraulische Trennung bietet einen zuverlässigen Schutz selbst dann, wenn die Hebeanlage aufgrund eines Defekts oder Stromausfalls nicht funktioniert. Bei Versagen der Hebeanlage darf im betroffenen Bereich kein Abwasser erzeugt werden.
  • Eine Rückstauklappe sorgt dafür, dass kein Wasser aus dem Kanal ins Gebäude fließt. Rückstauklappen sind nur unter bestimmten Voraussetzungen zulässig. Bei Defekt bieten sie keinen Schutz vor Rückstau.

Wichtig: Rücksicherungsanlagen regelmäßig reinigen, überprüfen und die Wartungsarbeiten dokumentieren. Wird die Funktionsfähigkeit nicht überprüft, kann die Versicherung im Schadensfall die Leistung verweigern.

Grundstück wassersensibel gestalten

Die Grundstücksgestaltung beeinflusst, wie viel und wie schnell Wasser oberflächennah abfließt. Hier spielen die Oberflächenbeschaffenheit und das Gefälle eine entscheidende Rolle. Auf durchlässigen und bewachsenen Flächen versickert und verdunstet das Wasser. Das Gefälle wiederum bestimmt Fließrichtung und -geschwindigkeit. Günstig ist, wenn Wasser vom Gebäude weggeleitet wird oder sich in Retentionsmulden und Notwasserwegen sammeln kann. Wasser darf jedoch nicht gezielt zum Nachbargrundstück geleitet werden.

Generell gilt: Möglichst wenig Fläche versiegeln, möglichst viel begrünen. Zur Befestigung von Wegen und Stellplätzen gibt es wasserdurchlässige Alternativen zu Asphalt und Beton. Diese reichen von Schotterrasen über Rasengittersteine bis hin zu befahrbaren Fahrstreifen anstelle einer asphaltierten Garagenzufahrt. Auch Dachbegrünung verringert die Versiegelung.

Kommunen erheben Niederschlagswassergebühren, die sich nach der Größe der versiegelten Fläche bemessen. Je weniger Fläche versiegelt ist, desto weniger Niederschlagswasser gelangt in die Kanalisation und desto geringer fallen diese Gebühren aus. Informationen hierzu sind der jeweiligen örtlichen Entwässerungssatzung zu entnehmen (Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministerium des Innern).

Während sich Maßnahmen im Neubau leicht umsetzen lassen, ist die Entsiegelung bereits bebauter Flächen mit einem hohen Aufwand und Kosten verbunden. Einige Kommunen wie beispielsweise Erlangen, München, Nürnberg oder Würzburg bieten entsprechende Förderprogramme an.

Regenwasser nutzen

Fangen Verbraucher*innen Regenwasser auf, reduziert dies nicht nur den schnellen Abfluss, sondern spart zugleich wertvolles Trinkwasser ein und steht in Trockenperioden zum Gießen zur Verfügung. Die Größe des Sammelbehälters bemisst sich nach den örtlichen Gegebenheiten, der Niederschlagsmenge und dem Verwendungszweck. Bei Dächern aus Kupfer oder Zink wird von der Verwendung im Garten abgeraten (Umweltbundesamt). 

Die einfachste und kostengünstigste Form der Regenwassernutzung ist die Regentonne zur Gartenbewässerung. Den Behälter in Fallrohrnähe auf einem ebenen und stabilen Untergrund aufstellen. Eine Abdeckung und ein schattiger Standort verhindern, dass sich Organismen wie Algen oder Mückenlarven vermehren können. Ein Filter hält Blätter und andere Verschmutzungen fern und muss regelmäßig gereinigt werden. Ein Überlaufschutz verhindert, dass die Tonne bei starkem Regen überläuft. 

Aufwändiger ist die Installation einer unterirdischen Regenwasseranlagen. Kleinere Zisternen mit einem Volumen unter 50 m³ sind genehmigungsfrei (LfU). Je nach Größe und Ausführung lässt sich das aufgefangene Wasser nicht nur zur Gartenbewässerung, sondern auch für die Toilettenspülung verwenden. Die Regenwassernutzung im Haus erfordert ein separates Leitungsnetz mit entsprechender Pump- und Filtertechnik und kommt somit eher für Neubauten in Frage. Trink- und Regenwassernetze müssen zuverlässig getrennt und Regenwasserentnahmestellen eindeutig gekennzeichnet werden.

Neben Vorgaben zur technischen Ausführung und Wartung (DIN 1989-100 | 2022-07 und DIN EN 169741-1 | 2024-05) gelten rechtliche Vorschriften, die je nach Bundesland variieren können. Interessenten müssen sich vor dem Bau informieren und ggf. erforderliche Genehmigungen einholen. Zudem sind Verbraucher*innen verpflichtet, Regenwassernutzungsanlagen dem zuständigen Gesundheitsamt und dem Wasserversorger zu melden. 

Auch durch Zisternen ist eine Reduzierung der Niederschlagswassergebühren möglich. Wird Schmutzwasser aus einer Regenwassersammelanlage anschließend in den Kanal eingeleitet, fallen dafür Abwassergebühren an. Um die Menge des zugeführten Regenwassers zu ermitteln ist, ist gegebenenfalls der Einbau eines zusätzlichen Wasserzählers erforderlich. Gemeinden haben aber auch die Möglichkeit, eine Pauschalgebühr für Abwasser aus einer Regenwasseranlage zu erheben (Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern).

Die Installation einer Zisterne ist mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden und wird vereinzelt von Kommunen gefördert, wie beispielsweise in Neufahrn i NB, Gräfelfing oder Weißenburg i.Bay.

Treibhausgase einsparen 

Um das Ausmaß der Klimafolgen zu verringern, sind Klimaschutzmaßnahmen von Bedeutung: Jedes Zehntel Grad eingesparte Erwärmung zahlt sich aus. Unter dem Motto „Gemeinsam fürs Klima“ informiert der VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) über Klimafolgen in Bayern und motiviert, gemeinsam aktiv zu werden. Weitere Infos zur Ausstellung. 

Weiterführende Links

Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau: Pflanzen für Versickerung und Retention 

Berliner Regenwasseragentur: Regenwassernutzung

fbr: Regenwasser sammeln und nutzen

LfU: Klimaanpassung in Hof und Garten 

LfU: Naturnaher Umgang mit Regenwasser

LfU: Regenwasserversickerung – Gestaltung von Wegen und Plätzen. Praxisratgeber für Grundstücksbesitzer

Stadt.Klima.Natur: Wassersensible Stadt 

Stadtwerke Groß-Gerau: Rückstau-Handbuch. Bürgerinformation zur Rückstausicherung

Umweltbundesamt: Tipps für eine nachhaltige Regenwassernutzung