Verbraucherrecht

28.07.2015, Telekom-Schreiben

Neue IP-Anschlüsse verunsichern Verbraucher

Viele Verbraucher erhalten aktuell Schreiben der Telekom, die über die neuen IP-Anschlüsse informieren. Dies sorgt für Verunsicherung – wir haben das Wichtigste zusammengefasst.

Neue IP-Anschlüsse verunsichern VerbraucherFoto: © HebiFot-pixabay.com

Die Telekom-Schreiben, die derzeit häufig ins Haus flattern, beinhalten Informationen und einen Ausblick über die künftige Entwicklung des eigenen Festnetz- und Internetanschlusses. Namentlich die Umstellung des Anschlusses auf einen IP-Anschluss, da die bisher verwendete Analog- und ISDN-Technologie aufgrund der technischen Weiterentwicklung des gesamten Telefonnetzes auf Dauer nicht mehr angeboten wird.

Diese Informationen sorgen für Verwirrung bei den Kunden, da die bisher verwendete Technologie gut und fehlerfrei funktioniert und der Grund für einen Wechsel der Anschlussart auf den ersten Blick nicht ersichtlich wird. Auch sind viele Verbraucher verunsichert, wie es mit dem eigenen Anschluss weitergehen soll. Funktioniert die Umstellung reibungslos? Was passiert, wenn ich telefonisch nicht mehr erreichbar bin? Geschuldet ist dies meist fehlenden Informationen über den Hintergrund der Umstellung.

Analog- und ISDN-Technologie werden bis 2018 eingestellt

Die Nutzung der Analog- und ISDN-Technologie wird von den großen Anbietern wie z. B. der Telekom bis spätestens 2018 flächendeckend eingestellt und durch die VOIP-Technologie (Voice over Internet Protocol) ersetzt. Laut Auskunft der Telekom ist der Hintergrund dafür, dass viele Anbieter von Ersatzteilen für die bisherige Technik die Produktion eingestellt haben oder in Kürze einstellen werden. Auch würden neue Endgeräte zum Teil schon gar nicht mehr über die Möglichkeit verfügen, diese an einem ISDN-Anschluss zu betreiben.

Neben diesem Aspekt spiele auch die Zukunftsfähigkeit des Telefonnetzes eine wichtige. Geplant sei mit Durchsetzung der IP-Technologie in Zukunft nur noch ein Netz für Telefon und Internet  zu haben. Sprachpakete werden dann genauso wie Datenpakete über das Internet versendet. Dies würde in Folge zu einer besseren Geschwindigkeit der Internetverbindung bei alten Hausanschlüssen führen, da derzeit ein Teil der Leitungen permanent für das Telefonieren reserviert ist. Die künftig mittels VOIP versendeten Sprachpakete nehmen einen wesentlich geringeren Teil der nunmehr freigewordenen Kapazität ein, so dass im Großen und Ganzen, nach Angaben der Telekom, eine Verbesserung in allen Bereichen zu erwarten sei.

Dementsprechend werden bei Neuabschlüssen von Telefon- und Internetverträgen nur noch IP basierte Anschlüsse angeboten. Und das nicht nur bei der Telekom. Viele andere Anbieter von Telefon- und Internetanschlüssen, die selbst nur die Netzinfrastruktur der Netzbetreiber wie z. B. der Telekom mitnutzen, bieten bei Neuabschlüssen keine Analog- und ISDN-Anschlüsse mehr an. Die für viele Verbraucher vermeintliche Flucht zu anderen Anbietern um den bisherigen Anschlusstyp zu retten, ist aufgrund der Tatsachenlage keine Möglichkeit der Umstellung zu entgehen.

Nachteile der neuen Technologie

Trotz vielfältiger angepriesener Vorteile sind auch Nachteile zu nennen. Es kann gerade bei vorhandenen Notrufanlagen zu Funktionsausfällen kommen. Hier ist eine Absprache mit dem Hersteller des jeweiligen Systems notwendig, um einen Wechsel auf einen IP-Anschluss möglich zu machen. Sollte zum jetzigen Zeitpunkt wegen einer bestehenden Anlage kein Wechsel möglich sein, ist eine entsprechende Rückmeldung an den Telefonanbieter auf jeden Fall erforderlich.

Bei der Umstellung können außerdem Telefonausfälle oder Gesprächsabbrüche auftreten und für den betroffenen Anschlussinhaber erhebliche Unannehmlichkeiten darstellen, da durch die „Netzbündelung“ alle Kommunikationsmöglichkeiten betroffen sind.

Keinen Vertragsschluss aufdrängen lassen

Probleme können auch auftreten, wenn mit vereinzelt aggressiven Vertriebsmethoden von Subunternehmer der Wechsel vollzogen werden soll. Inhabern eines reinen Analog- oder ISDN-Telefonanschlusses ohne Internet werden Tarife mit Internet und TV verkauft, obwohl diese Funktionen vom Kunden nie gebraucht und genutzt werden können, da keine entsprechenden Endgeräte vorhanden sind. Für viele Subunternehmer steht eine Verkaufsprovision als Motivation im Vordergrund und nicht der individuelle Bedarf des Kunden.

Auf Nachfragen bei der Telekom ist für die Inhaber von reinen Telefonanschlüssen - egal ob analog oder ISDN - der Wechsel genauso vorgesehen, allerdings ist dafür keine neue Geräteausstattung im Haus nötig. Vielmehr kann der IP- Anschluss als reiner Telefonanschluss über die Vermittlungsstellen eingerichtet werden. Der Wechsel vollzieht sich in diesen Fällen meist unbemerkt und reibungsloser als bei Neuanschaffung von Router und Telefon.

Umstellung ist unausweichlich

Im Großen und Ganzen lässt sich aus den derzeitigen Entwicklungen am Telefonmarkt und der neuen Technologien folgern, dass eine Umstellung in absehbarer Zeit unausweichlich ist. Ängste vor der Umstellung sind nicht immer berechtigt. Bei der Fülle von 60.000 Anschlussumstellungen pro Woche können Fehler entstehen und zu unliebsamen Problemen führen. Hinter der Technik stehen, so die Telekom, letzten Endes auch nur Menschen. Vorab sind Informationen wichtig, gerade im Hinblick darauf was man braucht und will.

Generell sollte man in Ruhe alle Unterlagen sichten und gegebenenfalls auch mehrmals nachfragen, bis alle Unklarheiten ausgeräumt sind und sich nicht durch schnelle Vertragsabschlüsse überrumpeln lassen.

Falls die Umstellung nicht funktioniert, weil z. B. die Zuleitungstechnik derzeit einen IP-Anschluss wider Erwarten nicht möglich macht, ist auch eine vorläufige Reaktivierung des alten Anschlusses möglich. Dies sei nach Auskunft der Telekom aber keine dauerhafte Lösung, da an den Umstellungsplänen mit Zielsetzung 2018 festgehalten werde. Auch sind langfristig gesehen als logische Konsequenz für ländliche Gebiete positive Folgen denkbar: gerade diese Regionen profitieren von der Zielsetzung 2018. Die Telekom will als Netzbetreiber dafür sorgen, dass flächendeckend – also auch in ländlichen Regionen – die Versorgung mit schnellem Internet besser wird.

Sollten Sie weitere Fragen zu den neuen IP-Anschlüssen haben, beraten wir Sie jederzeit gerne telefonisch oder persönlich in einer der Beratungsstellen des VerbraucherService Bayern.