Verbraucherrecht

20.07.2021, Verbrauchertipp

So funktioniert der digitale Impfpass

Nach monatelangen Corona-Beschränkungen sehnen sich viele Menschen nach einem entspannten Sommerurlaub und Freizeitveranstaltungen. Der digitale Impfpass soll das Reisen in der EU vereinfachen und als Beleg bei gelockerten Corona-Beschränkungen eingesetzt werden, um zum Beispiel bei Einlasskontrollen von Konzerten schnell den Impfstatus nachzuweisen. Wie der digitale Impfpass funktioniert, welche Informationen er beinhaltet und wo Verbraucher*innen diesen erhalten, erfahren Sie hier.

So funktioniert der digitale ImpfpassFoto: © lettas - stock.adobe.com

Was ist der digitale Impfpass?

Der digitale Impfpass ist Teil der Corona-Warn-App. Wer diese App nicht auf seinem Smartphone installiert hat, kann das digitale Gesundheitszertifikat über die CovPass-App, welche europaweit gültig ist, herunterladen.

Seit 10. Juni 2021 haben Geimpfte in Deutschland die Möglichkeit, Informationen wie Impfstoff und Impfzeitpunkt auf Ihrem Smartphone entweder in der CovPass-App oder in der Corona-Warn-App digital zu speichern. Auch negative Tests oder eine durchgemachte Infektion lassen sich mit einem Test- oder Genesungszertifikat im digitalen Impfpass hinterlegen. Deutschland setzt mit der CovPass-App die europäische Entscheidung für einen standardisierten Impfnachweis für medizinische Zwecke um. Das grüne Zertifikat der EU bildet dazu den Rechtsrahmen. Die App ist ein kostenloses Angebot des Robert Koch-Instituts (RKI), die Nutzung ist freiwillig.

Wo ist das Impfzertifikat erhältlich?

Vollständig gegen Covid-19 Geimpfte erhalten darüber ein schriftliches Zertifikat, das die Impfung bestätigt. Die digitalen EU COVID Zertifikate erhalten Verbraucher*innen dort, wo sie geimpft wurden – also im Impfzentrum oder in den Arztpraxen. Sie sind an der Überschrift „EU COVID-19 Impfzertifikat“ zu erkennen. Für bereits vollständig Geimpfte, die sich im Impfzentrum haben impfen lassen, versenden viele Bundesländer die QR-Codes auch nachträglich oder stellen diese, wie in Bayern, durch Online-Portale zur Verfügung.

Seit dem 14. Juni 2021 stellen auch einige Apotheken Impfzertifikate aus. Der Deutsche Apothekerverband bietet auf mein-apothekenmanager.de eine Suchfunktion an, mit der teilnehmende Apotheken zu finden sind. Dazu sind der gelbe Impfpass und der Personalausweis in der Apotheke vorzuzeigen.

Wie wird der QR-Code generiert?

Der digitale Impfnachweis wird erstellt, indem die Daten eingegeben oder übernommen werden und sich dabei ein 2D Barcode generiert, den die Geimpften auf einem Papierausdruck mitbekommen. Den auf dem Zertifikat befindliche QR-Code scannen Sie später mit der CovPass-App oder der Corona-Warn-App. Die Impfbescheinigung wird dabei verschlüsselt auf dem Smartphone lokal gespeichert. Die App ist nur in der Lage, die Zertifikate (QR-Codes) einzulesen, die den europäischen Vorgaben entsprechen.

Der QR-Code als Nachweis für den kompletten Impfschutz ist erst ab Tag 15 nach dem vollständigen Impfen gültig, da der volle Corona-Impfschutz erst 14 Tage nach der letzten erfolgreichen Impfung erreicht ist.

Welche Informationen sind im Impfzertifikat hinterlegt?

Das Impfzertifikat enthält nur Informationen zum Impfstatus, den Namen des Geimpften, das Geburtsdatum sowie den Impfstoff, das Impfdatum und die Impfdosis. Für Dienstleister, die den Impfstatus überprüfen möchten, gibt es eine eigene Prüf-App.

Bisher gibt es in Deutschland kein zentrales Impfregister, welches die Informationen aller geimpften Personen erfasst und speichert. Bewahren Sie das Impfzertifikat gut auf, damit es auch später wieder erfasst werden kann, falls Sie das Smartphone wechseln.

Sowohl Impfzertifikat als auch die Covpass-App sind für Geimpfte kostenfrei.

Was ist die CovPass-App?

Die CovPass-App ist eine Ergänzung zum Impfpass aus Papier, wenn Sie die Impfung mit einer App nachweisen möchten, um den Impfpass nicht mitnehmen zu müssen. Im Impfpass sind jedoch alle Impfungen eingetragen, die Sie bisher hatten, deshalb sollten Sie ihn aufbewahren. Er gilt außerdem als Nachweis in Ländern außerhalb der EU. Die digitale Lösung bietet den Vorteil, dass andere Menschen weniger Infos erfahren, Prüfende können nur die gespeicherten Daten des individuellen QR-Code wie den Namen, das Geburtsdatum und den Impfstatus ablesen.

Welche Angaben speichert die CovPass-App?

Die CovPass-App selbst speichert nach Auskunft des RKI folgende Informationen:

Vorname und Nachname, Geburtsdatum, Krankheit gegen die man geimpft ist, Impfstoff, Produkt, Hersteller, Dosennummer, Gesamtdosen, Impfdatum, Land, Aussteller des technischen Zertifikates, eindeutige Identifikationsnummer für das Zertifikat.

Auf welchen Geräten läuft die CovPass-App?

Die CovPass-App läuft auf iPhones von Apple mit dem Betriebssystem iOS 12.0 oder jünger. Android Smartphones benötigen mindestens Android 6.0. Das Smartphone muss zusätzlich über eine Kamera verfügen. Sowohl die Corona-Warn-App als auch die CovPass-App laden Sie in den bekannten Stores von Apple, Google und Huawei herunter.

Was ist der Unterschied zwischen der CovPass-App und Corona-Warn-App?

Ein Vorteil der CovPass-App gegenüber der Corona-Warn-App ist, dass sich darin auch Nachweise weiterer Personen, wie Partner und Kinder speichern lassen. Die CovPass-App hat jedoch keine Kontaktverfolgungsfunktion wie die Corona-Warn-App.

Sicherheitsvorkehrungen

Um Missbrauch zu verhindern, dürfen nur autorisierte Personen den digitalen Impfnachweis erstellen, zudem ist er kryptisch vor Veränderungen geschützt. Wenn nachträglich vom gelben Impfbuch ein Übertrag in den digitalen Impfausweis erfolgt, besteht eine Fehleranfälligkeit. Laut Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände sehen sich Apotheker jedoch in der Lage Fälschungen zu erkennen. Die Fälschung von Impfpässen ist strafbewehrt. Das gilt für analoge wie für digitale Impfdokumente.

CovPass-App nur in Verbindung mit dem Personalausweis gültig

Bei der Überprüfung von digitalen Impfnachweisen, z.B. bei Einlasskontrollen, ist – wie in der analogen Welt auch, ergänzend ein Lichtbildausweis vorzulegen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik betont, dass die Verwendung des digitalen Impfausweises nur in Verbindung mit dem Personalausweis gültig ist. Beim Einlesen des QR-Codes eines Impfzertifikates von der CovPass-App mittels einer sogenannter Wallet App werden nur die Informationen aus dem Impfzertifikat ausgelesen und im Klartext angezeigt. Die Wallet App kennt jedoch nicht die Identität der App Nutzer*innen und überprüft nicht, ob die Identität mit dem Impfling übereinstimmt.

Die Apps verifizieren die Identität des Geimpften nicht, sie speichern lediglich den Namen, das Geburtsdatum und den Impfstatus. Das Einlesen des QR-Codes ist beliebig oft auf mehreren Geräten möglich. Der Impfstatus kann somit gestohlen und von mehreren Personen genutzt werden. Machen Sie daher niemals ein Foto des QR-Codes und veröffentlichen dieses im Internet oder den Sozialen Medien. Wer fälschlicherweise den QR-Code nutzt, ihn vervielfältigt und verbreitet, macht sich strafbar.

Datensicherheit

Die bei der Impfstelle erhobenen Daten werden zur Überprüfung und Signierung an das Robert Koch-Institut übermittelt und nur temporär im Impfprotokollierungssystem erstellt und sofort nach der Signierung wieder gelöscht. Die Hürde des Fälschens eines digitalen Impfnachweises und eines entsprechenden Zertifikates ist höher als beim gelben Impfbuch, dass sich leicht mit unechten Aufklebern und Stempeln versehen lässt.

Die CovPass-App speichert die Daten nur lokal auf dem Smartphone und übermittelt diese nicht an Cloud-Speicher oder Anbieter. Das macht die CovPass-App und die Corona-Warn-App datenschutzfreundlich. Es besteht jedoch die Gefahr, dass die Daten durch installierte Spionage-Apps in fremde Hände gelangt.

Falls Sie das Smartphone wechseln, scannen Sie auf dem neuen Gerät die QR-Codes der Zertifikate erneut. Das gilt auch, wenn Sie die CovPass-App deinstallieren. Denn mit der Deinstallierung löschen Sie sowohl die Daten als auch die gespeicherten Zertifikate. Bewahren Sie deshalb das ausgedruckte Zertifikat gut auf, um es später wieder scannen zu können.

Die richtige App verwenden

In den App-Stores von Google und Apple sind häufig Anwendungen zu finden, die mit ähnlichen Namen versuchen, Anwender*innen zu täuschen. Deshalb ist bei der Suche nach der echten App nicht nur auf den Namen, sondern auch auf den Herausgeber zu achten. Dieser steht unter dem Namen und lautet Robert Koch-Institut.

Reisen mit dem digitalen Impfpass

Das Reisen soll sich mit dem digitale Impfnachweis einfacher gestalten. Reisende zeigen damit bequem auf dem Smartphone ihren Impfstatus, negative Testergebnisse oder Genesungszertifikate.

In welchen Ländern gilt der digitale Impfpass?

Seit dem 1. Juli 2021 gilt der digitale Impfpass europaweit in den 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum, in Norwegen, Island, Liechtenstein und in der Schweiz. Die EU räumt allerdings eine Übergangsfrist für die technische Umsetzung bis 12. August 2021 ein, so dass möglicherweise noch nicht überall in der EU der QR-Code am Check-in oder in Restaurants gescannt werden kann. Auf der Webseite von reopen.europa.eu/de erfahren Sie, wie weit welches Land bei der Einführung der Zertifikate ist. Zudem empfiehlt es sich vor Reisebeginn die Einreisebestimmungen des jeweiligen Landes zu prüfen, denn mit dem Covid-Zertifikat der EU fallen nicht automatische alle Einreisebeschränkungen weg. Detaillierte Informationen über die jeweiligen Bestimmungen finden Urlauber in den Reiseinformationen des Auswärtigen Amts.

Deutschland ist bereits an den sogenannten Gateway-Server angeschlossen, damit können die Zertifikate grenzüberschreitend genutzt werden. Wollen Reisende in die EU einreisen, benötigen auch diese das digitale Zertifikat.

Welche Dokumente sind zusätzlich zum digitalen Impfpass erforderlich?

Am Check-in müssen die Reisenden das digitale Zertifikat mit ihren Ausweisdokumenten vorzeigen. In vielen Ländern sind seit Ausbruch der Pandemie weitere Einreiseformulare erforderlich. Reisende sind verpflichtet, sich vorab zu registrieren und ihre Kontaktdaten im Urlaub zu hinterlegen. Empfehlenswert ist es, eine Kopie vom Papierausdruck des Zertifikates im Reisegepäck zu verwahren, um die Impfung auch dann noch nachweisen zu können, wenn das Smartphone im Urlaub verloren gegangen ist.

Kann ich auch den gelben Impfpass für Reisen nutzen?

Auch weiterhin ist es möglich mit dem gelben Impfpass zu reisen, das Covid-Zertifikat der EU soll aber einen EU-weit einheitlichen Standard setzen und damit Nachweise und Kontrollen im Zusammenhang mit Corona erleichtern. Das Zertifikat ist aber keine Voraussetzung für die Freizügigkeit – auch wer noch nicht geimpft ist, soll in Europa reisen können, viele Länder verlangen dann aber einen negativen Test.