Verbraucherrecht

30.06.2016, Verbrauchertipp

Urlaub und Finanzen - Bezahlen und Geldabheben im Ausland

Sie haben eine Reise gebucht und die Abfahrt steht unmittelbar bevor? Da stellt sich oftmals die Frage: Wie viel Geld brauche ich im Urlaub, wie bezahle ich vor Ort und vor allem: Womit? Wir haben die verschiedenen Bezahlmethoden mit Vor- und Nachteilen für Sie zusammengestellt.

Gleich vorab: Das eine richtige Zahlungsmittel gibt es nicht. Je nach Reise und individuellen Wünschen gibt es unterschiedlich sichere bzw. komfortable Zahlungsmethoden, aus denen Sie sich am besten einen Mix zusammenstellen.

Urlaub und Finanzen - Bezahlen und Geldabheben im AuslandFoto: © Astrid Gast - Fotolia.com

Brauche ich überhaupt noch Bargeld?

Eine kleinere Menge Bargeld sollten Sie in jedem Fall dabei haben. Dies ist grundsätzlich erlaubt und erleichtert erstes Bezahlen im Urlaubsland, ohne sofort nach einem Geldautomaten, einer Bank oder Wechselstube suchen zu müssen. Wenn am Ende des Urlaubs ein paar Scheine übrig bleiben, können diese meist auch wieder zurückgewechselt werden (Ausnahme sind Devisen aus China und Ägypten). Bei manchen Banken kann man übrige Münzen auch für einen guten Zweck spenden.

Achtung Falle: Geldabheben in Nicht-Euro-Ländern

Wenn Reisende Bares in ausländischer Währung abheben wollen, erscheint nicht selten auf dem Display des Geldautomaten das Angebot, den Betrag sofort in die Heimatwährung umzurechnen, oft mit Bemerkungen wie „fixer Kurs“, Gebühren 0%“ oder „keine Provision“. Doch in Wahrheit verliert der Reisende mit der Sofortumrechnung (in der Fachsprache DCC genannt, Dynamic Currency Conversation) zwischen 2,6 und 12% des Abhebungsbetrages. Der Umrechnungskurs enthält einen Aufschlag, den der Automatenbetreiber kassiert. Mitunter tritt dieses Verfahren, das zum Teil durch unübersichtliche Menüführung verdeckt wird, auch beim Bezahlen im Geschäft auf, wenn auch seltener.

Verbraucher sollten wissen, dass sie auf Abrechnung in Ortswährung bestehen dürfen.

Also bevorzugen Sie ausnahmslos die Abrechnung in der Landeswährung. Hilfreich sind grundsätzlich aktuelle Währungsumrechnungstabellen, die es u.a. im Internet, aber auch als App für das Smartphone gibt.

Welche Vorteile bietet die Girocard?

Vielfach zur Bezahlung und zum Geldabheben akzeptiert und einfach zu handhaben ist die Girocard (früher auch EC-Karte genannt). Informieren Sie sich vorab bei Ihrer Bank, in welchen Ländern die Karte uneingeschränkt verwendbar ist und welche Gebühren bei der Verwendung im Ausland bei Bezahlung bzw. beim Geldabheben fällig werden. So schützen Sie sich vor unliebsamen Überraschungen. Oft gibt es leider noch Schwierigkeiten mit dem auf manchen Girokarten integrierten V-Pay-Logo. Hier sind die Daten der Karte nicht im Magnetstreifen, sondern im Chip eingearbeitet und können nicht immer von dem Automaten ausgelesen werden. Die Bankbelastung erfolgt bei der Girocard unmittelbar nach dem Bezahlvorgang.

Kreditkarte belastet das Konto erst später

Anders bei der Kreditkarte. Diese weltweit anerkannte Zahlungsart führt erst später zu einer Belastung des Kontos. Während in Europa überwiegend eine Zahlung ohne Gebühren möglich ist, fallen im außereuropäischen Ausland Gebühren in Höhe von ca. 1 – 2% des Umsatzes an. Auch für das Geldabheben am Automaten werden Gebühren berechnet. Informieren Sie sich deshalb bereits vor Abreise.

Bei Kreditkarten ist es üblich, per Unterschrift zu zahlen. In einigen Ländern können Sie zusätzlich über die Kreditkarten-PIN zahlen. Denken Sie daran, sich Ihre Geheimzahl für die Kreditkarte zu merken und wägen Sie je nach Betrag und Gebühren ab, ob Sie mit Kreditkarte oder Girokarte Geld abheben.

Überprüfen Sie auch, ob die Kreditkarte über den Reisezeitraum hinaus noch gültig ist sowie ob der Kreditrahmen ausreichend ist für Ihre Pläne im Urlaub und nicht schon durch Zahlungen vor der Reise überbelastet ist. Ggf. können Sie mit Ihrer Bank eine Erhöhung vereinbaren oder ein Guthaben auf das Kartenkonto einbezahlen.

Zur Sicherheit bei der Nutzung von Kreditkarten sollten Sie folgende Punkte berücksichtigen: Unterschreiben Sie Ihre Karte vorab, prüfen Sie beim Bezahlvorgang genau den ausstehenden Betrag und hüten Sie bzw. verdecken Sie die Eingabe der Geheimzahl. Geben Sie die Kreditkarte möglichst nicht aus der Hand und überprüfen Sie, dass Sie auch Ihre eigene Karte wieder bekommen. Sammeln Sie Zahlungs- und Ausgabebelege und überprüfen bzw. reklamieren Sie ggf. zu Hause die Abrechnung bzw. einzelne Beträge.

Notieren Sie sich in Ihren Unterlagen die zentrale Nummer, unter der Sie Kreditkarten sperren lassen können: 0049-116 116. Betrugsversuche könnten sein: eingezogene Karte am Automaten (nicht weggehen und die Service-Nummer am Automaten anrufen), abgefragte PIN, um in den Bankenvorraum mit Geldautomat zu kommen. Achten Sie darauf, dass Ihnen die Kreditkarte nicht fahrlässig abhandenkommt – zum Beispiel durch Einbruch in Ihr Auto oder Diebstahl aus Ihrer geöffneten Handtasche. In diesen Fällen kommt keine Versicherung für den Schaden auf.

Viele Kreditkartenbetreiber bieten einen SMS-Service an, der über jeden Umsatz mit der Kreditkarte nochmals in eigener Währung informiert. Dies bietet gerade im Urlaub eine gewisse Sicherheit, verdächtige Umsätze werden so schneller bemerkt.

Prepaid-Kreditkarten – Gute Kontrolle aber eingeschränkte Nutzung

Gerade junge Leute und aus Sicherheitsgründen auch viele andere nutzen die sogenannten Prepaid-Kreditkarten, da man hier nicht ins „Minus“ rutschen kann. Hier muss das Kreditkartenkonto vorab mit Guthaben befüllt werden, damit der Kreditrahmen ausgeschöpft werden kann. Allerdings fehlt solchen Prepaid-Kreditkarten häufig ein wichtiges Merkmal - die Hochprägung. Damit fallen diese für den Einsatz mit Imprintern aus. Nicht wenige Akzeptanzstellen im Ausland nutzen aber nach wie vor solche sogenannten „Ritsch-Ratsch-Geräte“. Und auch Autovermietungen akzeptieren sehr häufig keine Prepaid-Kreditkarte.

Reiseschecks verlieren an Bedeutung

Reiseschecks (oder Traveller´s Cheques) haben dank Kartenzahlungen wesentlich an Bedeutung verloren. Je nach Land kann man sie entweder nur bei Banken / Wechselstuben zu Bargeld machen (Achtung Gebühren!), in anderen Ländern (Kanada und die USA) kann man wie Bargeld damit bezahlen. Reiseschecks gab es praktisch in Deutschland nur noch von American Express und das auch nur bis Ende 2015. Visa und Thomas Cook/MasterCard haben das Geschäft mit Reiseschecks scheinbar schon aufgegeben.

Praktisch: Postbank Sparcard

Praktisch für Reisen ins Ausland ist auch die Postbank Sparcard. Mit ihr können Reisende im Ausland zehnmal im Jahr kostenlos Bargeld an Automaten mit dem Visa-Plus-Zeichen abheben.

Kontaktlos im Ausland bezahlen mit paypass oder paysave

Hierzu benötigen Sie ein NFC-fähiges Smartphone (Near-Field-Kommunication; siehe Bedienungsanleitung) incl. aktivierte Simkarte oder eine Bezahlkarte mit dem Funkwellensymbol oder Schriftzug „paysave/paypass“ oder eine sogenannte „Wallet-App“. Bei Bezahlung unter 25€ ist i.d.R. keine Autorisierung per PIN oder Unterschrift nötig. Die Nutzung dieses Bezahlsystems wird bisher allerdings noch nicht flächendeckend angeboten. Dennoch werden die Möglichkeiten, mit dem Smartphone zu bezahlen, weiter ausgebaut.

Blitzüberweisung ins Ausland

Wem im Ausland ein Zugang zu Bargeld nicht zur Verfügung steht, weil z.B. die Kreditkarte gesperrt wurde, der kann sich im Notfall aus dem Inland per Blitzüberweisung (auch „Prior1-Überweisung“ oder „SWIFT-Überweisung“) einen Geldbetrag an seinen ausländischen Aufenthaltsort transferieren lassen. Die Kosten für eine Blitzüberweisung liegen bei etwa 10 bis 15 Euro. Der Geldtransfer erfolgt innerhalb von 24 Stunden. Die Blitzüberweisung beauftragen Sie persönlich in einer Filiale Ihrer Bank. Sie müssen hierfür ein Formular mit den Kontodaten des Empfängers ausfüllen und sich mit ihrem Personalausweis identifizieren. Einige Banken beschränken den Maximalbetrag für eine Blitzüberweisung.

Geldtransferdienst Western Union und Money-Gram

Verschiedene Möglichkeiten zur schnellen Überweisung von Bar- oder Buchgeld bietet der Geldtransferdienst Western Union. Überweisungen werden mit der eigenen Kreditkarte oder mittels einer Überweisung, PayPal, Giropay, WU Pay oder Sofortüberweisung getätigt. Neuerdings sind auch Zahlungen an Mobiltelefone möglich. Der angewiesene Geldbetrag steht dem Empfänger an einem Western Union Vertriebsstandort im Ausland innerhalb von Minuten zur Verfügung. Die Gebühren differieren je nach Land und Höhe des Betrages. Ähnlich funktioniert MoneyGram.

Reisekonto im Ausland

Wer regelmäßig im Ausland ist, sollte darüber nachdenken, dort ein Reisekonto zu eröffnen oder im Inland die Bank zu wechseln. Bestimmte Banken bieten hier weltweit gute Konditionen.

Beratung rund um die verschiedenen Bezahlungsmethoden erhalten Sie in den Beratungsstellen des VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.