Versicherungen

08.04.2024

Fahrradversicherung – sinnvoll oder unnötig?

Wenn die ersten Sonnenstrahlen hervorkommen und die Temperaturen in angenehme Bereiche steigen, dann ist Frühling. Viele Menschen holen ihre Fahrräder hervor, die sie im Winter in den Winterschlaf geschickt hatten. Das Fahrradfahren wie auch die Fahrräder haben sich im Laufe der letzten Jahre stark verändert. Die Räder sind heutzutage technisch immer ausgefeilter und hochwertiger, so dass auch die Anschaffung immer teurer wird. Für ein qualitativ hochwertiges Gefährt, gerade bei den zunehmend beliebter werdenden E-Bikes, müssen Verbraucher*innen nicht selten eine vierstellige Summe einplanen. Lohnt es sich, teure Fahrräder über eine entsprechende Versicherung abzusichern?

Fahrradversicherung – sinnvoll oder unnötig?© thodonal - stock.adobe.com
Auch die Postleitzahl des Versicherungsnehmers ist bei einigen Anbietern für die Höhe des Beitrags maßgeblich.

Die Versicherungswirtschaft hat in den letzten Jahren immer mehr Produkte auf den Markt gebracht, die das Fahrrad schützen soll. Die entscheidendste Frage, die sich bei der Sinnhaftigkeit jeder Versicherung stellt, ist: Kann oder will ich die Neuanschaffung bei Verlust des Gegenstandes, in diesem Fall des Fahrrades, selbst aus eigener Tasche finanzieren oder nicht? Wenn Sie diese Frage eindeutig mit ja beantworten können, benötigen Sie keine Fahrradversicherung. Beantworten Sie die Frage mit Nein, weil es sich bei Ihrem E-Bike tatsächlich um einige tausend Euro handelt, die Sie erneut ausgeben müssten, sollten Sie sich mit einer passenden Absicherung auseinandersetzen.

Auch die Hausratversicherung sichert das Fahrrad ab

Ein Risikobaustein der Hausratversicherung ist der Einbruchdiebstahl. Und da ein Fahrrad grundsätzlich erst einmal zu dem Hausrat zählt, ist es auch gegen dieses Risiko versichert. Doch gilt es hierbei zu berücksichtigen, dass die Absicherung nur greift, wenn das Rad aus den Wohnräumen, dem Keller oder der Garage gestohlen wird. Nur durch eine zusätzliche Fahrraddiebstahlklausel in Ihrem Versicherungsvertrag besteht der Diebstahlschutz auch außerhalb der eigenen vier Wände. Allerdings muss das Fahrrad dann laut den Bedingungen der Versicherer durch ein hochwertiges Schloss abgesichert und unter Umständen sogar an einen fest verankerten Gegenstand (z.B. Laternenpfahl) gekettet werden. Hierzu ist es hilfreich, in den Versicherungsbedingungen die entsprechenden Klauseln zu studieren, denn die Vorgaben unterscheiden sich hier von Versicherungsgesellschaft zu Versicherungsgesellschaft. Wer mit seinem Vehicle auch noch zu späteren Stunden unterwegs ist, sollte auch auf eine vorhandene Nachtzeitklausel achten. Denn dann ist der Diebstahl auch zwischen 22:00 und 06:00 Uhr morgens abgesichert. Allerdings gilt das nur, wenn Verbraucher*innen mit ihrem Fahrrad unterwegs sind und sich nachts nicht dauerhaft aufhalten. Sprich, sie kehren in diesem Zeitraum auch wieder nach Hause zurück (z.B. nach einem Kinobesuch).

Bei der Hausratversicherung gilt es zu beachten, dass sie Fahrraddiebstähle nur bis zu einer maximalen Versicherungssumme absichert. Oftmals sind das nur ein Prozent der Gesamtversicherungssumme der Hausratpolice. Wenn diese also beispielsweise 75.000 Euro beträgt, wäre der Fahrraddiebstahl nur bis 750 Euro abgesichert, was bei einem E-Bike wohl zu niedrig angesetzt sein dürfte. Des Weiteren behandelt die Hausratversicherung den Diebstahl immer als ein Schadenereignis. Das bedeutet, dass Verbraucher*innen bei einem gleichzeitigen Diebstahl von mehreren Fahrrädern nicht pro Rad entschädigt werden, sondern nur pauschal in einer Summe für alle Fahrräder. Versicherte würden im oben genannten Beispiel also auch bei drei gestohlenen Fahrrädern insgesamt nur die 750 Euro von der Versicherung erhalten.

Ratsam ist es in jeden Fall, einen sogenannten Fahrradpass auszufüllen, in dem die Rahmennummer und weitere Merkmale des Fahrrades vermerkt sind. Außerdem ist es sinnvoll das Fahrrad zu fotografieren und die Fotos sicher zu archivieren. Zusätzlich besteht auch die Möglichkeit, das Fahrrad mit einem GPS-Tracker zu versehen. Im Falle eines Diebstahls lässt sich so jederzeit die aktuelle Position des Fahrrades ermitteln.

Fahrradversicherungen sichern mehr Risiken ab

Wem die Hausratversicherung nicht reicht oder wer jedes einzelne Rad gesondert versichern möchte, der kann sein Fahrrad, ähnlich wie sein Auto, durch eine Fahrradversicherungspolice absichern. Ergänzend zum Diebstahl sind hier dann auch Absicherungsbausteine bei einer Beschädigung des Rades durch einen Sturz, eines selbstverschuldeten Unfalls oder gar Vandalismus durch dritte Personen abgesichert. Auch besteht die Möglichkeit, Defekte an Bauteilen, wie zum Beispiel dem Akku oder Verschleiß, mitzuversichern.

Wer sich für so einen Schutz interessiert, sollte die verschiedenen Angebote der Versicherer genau vergleichen. Denn sowohl bei den Absicherungsbausteinen als auch bei den Beiträgen gibt es hier deutliche Unterschiede. Teure Verträge bieten dabei nicht automatisch die besseren Leistungen. Auch die Postleitzahl des Versicherungsnehmers ist bei einigen Anbietern für die Höhe des Beitrags maßgeblich. Denn hier unterscheidet der Versicherer nach Risikogebieten. In einer Großstadt wie Berlin ist die Gefahr eines Diebstahls höher als in einer eher ländlich geprägten Region, was auch diverse Statistiken belegen.

Bei Pannen hilft ein Schutzbrief

Wer ein E-Bike fährt, weiß, dass diese Fahrräder aufgrund ihres zusätzlichen Elektromotors und des Akkus im Vergleich zu einem herkömmlichen Fahrrad unter Umständen sehr schwer sein können. Wer also auf eine längere Tour geht und mit seinem E-Bike aufgrund eines Defekts liegen bleibt, schiebt das Rad nicht mal so einfach wieder nach Hause. In diesem Fall bieten einige Fahrradversicherer einen Schutzbrief an. Im Schadenfall wird das Fahrrad dann von einem Servicepartner, wenn möglich, vor Ort repariert oder in die nächstgelegene Werkstatt transportiert. Auch die Vermittlung einer Unterkunft kann hier inkludiert sein. Vergleichen Sie bei diesem Baustein auch hier die unterschiedlichen Leistungsmerkmale der verschiedenen Anbieter.

Mittlerweile bieten aber auch der ADAC und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) seinen Mitgliedern diesen Fahrradpannenservice in deren Mitgliedschaften automatisch und ohne Aufpreis mit an (Stand: 04/2024).

Fazit

Ob eine Fahrradversicherung sinnvoll ist oder nicht, müssen Verbraucher*innen in letzter Konsequenz für sich selbst entscheiden. Wird das Fahrrad in der Regel nur zu Hause im verschlossenen Keller aufbewahrt, fahren Sie damit nur zur Arbeit und wieder zurück oder unternehmen Sie regelmäßig längere Touren, bei denen Sie Ihr Fahrrad auch mal längere Zeit unbeaufsichtigt draußen abstellen? Ist Ihr Fahrrad vielleicht sogar Ihr Hauptverkehrsmittel? Sicherlich spielt hierbei neben dem Anschaffungspreis auch die Art der Nutzung eine Rolle.