Versicherungen

01.07.2024

Tierkrankenversicherung – sinnvoll oder sinnlos?

Haustiere sind in Deutschland ein fester Bestandteil in vielen Familien oder treue Wegbegleiter von Alleinstehenden. Doch wer ein Tier hält, ist dafür auch verantwortlich und wie alle Lebewesen, können auch die Haustiere einmal krank werden. In diesem Fall ist der Besuch eines Tierarztes oder einer Tierklinik unausweichlich. Im Gegensatz zu uns Menschen besteht in Deutschland für Tiere keine Krankenversicherungspflicht. Die Kosten trägt der Besitzer, es sei denn, es besteht eine freiwillige Tierkrankenversicherung. Welche Leistungen diese umfasst und ob der Abschluss solch einer Police Sinn macht, erfahren Sie hier.

Tierkrankenversicherung – sinnvoll oder sinnlos?© Ievgen Skrypko - stock.adobe.com
Schutzimpfungen und Entwurmungskuren werden von Versicherungen im Normalfall nicht abgedeckt.

Behandlungskosten für Vierbeiner können im Einzelfall richtig teuer werden. Doch laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Gothaer Versicherung, die im März 2023 unter Tierbesitzern durchgeführt wurde, fielen lediglich bei acht Prozent der Befragten Kosten von über 1.000 Euro bei einer Behandlung an. 71 Prozent zahlten weniger als 500 Euro an den Tierarzt. Die Erhöhung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) seit dem 22. November 2022 ist dabei nicht außer Acht zu lassen. Betrachten wir allerdings die prozentuale Verteilung der Kostenhöhen, so liegen die wirklich kostenintensiven Fälle im einstelligen Bereich. Dennoch findet aufgrund der stattgefundenen Anpassung der Gebührenordnung und als gutes Verkaufsargument vermehrt Werbung für Tierkrankenversicherungen statt.

Tier-OP-Versicherung versus Tierkrankenversicherung

Grundsätzlich gilt es in dieser Versicherungssparte zwei Produktlinien zu unterscheiden, die von den Versicherungsgesellschaften angeboten werden. Das ist zum einen die reine Tier-OP-Versicherung und zum anderen die Tierkrankenversicherung. Wie der Name schon sagt, zahlt die Tier-OP-Versicherung nur die Kosten für eine notwendige Operation des Tieres. Kastrationen oder Sterilisationen sind beispielsweise hiervon in der Regel ausgenommen, sofern diese medizinisch nicht notwendig sind.

Die Tierkrankenversicherung übernimmt zusätzlich weitere Behandlungs- und Arzneikosten. Jedoch sind die maximalen Erstattungsansprüche bei vielen Anbietern pro Jahr auf einen drei- bis vierstelligen Betrag gedeckelt und nicht wenige Anbieter erstatten auch nur einen maximalen Prozentsatz der Behandlungskosten. Schutzimpfungen oder Entwurmungskuren werden auch hier gar nicht oder nur mit einem jährlichen Pauschalbetrag erstattet. Teilweise schließen die Anbieter Leistungen bei rassespezifischen Erkrankungen ebenfalls aus.

Welche Faktoren spielen beim Beitrag eine Rolle?

Die Höhe des Beitrags orientiert sich neben der Leistungsstärke des ausgewählten Tarifs auch an der entsprechenden Rasse und dem Alter des Tieres. Je größer und je älter der Hund ist, desto höher ist der Beitrag. Ab einem gewissen Alter sind die Tiere je nach Anbieter nicht mehr versicherbar. Die Wahl eines Selbstbehaltes wirkt sich beitragsmindernd aus. Reine OP-Versicherungen sind schon für unter 100,00 Euro pro Jahr zu haben. Für einen Premiumschutz, auch ohne Summenbegrenzungen, verlangen die Anbieter je nach Rasse und Alter häufig einen Monatsbeitrag von über 100,00 Euro. Tierkrankenversicherungen werden bei den Gesellschaften als Sachversicherung behandelt, womit der Versicherer ein ordentliches und im Schadenfall auch ein außerordentliches Kündigungsrecht hat, sofern er laut den Tarifbedingungen nicht ausdrücklich darauf verzichtet. Das mag bei kleinen Arztrechnungen in der Regel nicht passieren. Wenn Betroffene aber eine oder mehrere hohe Rechnungen in kürzeren Zeitabständen einreichen, kann dies vorkommen und dann stehen Verbraucher*innen ohne Versicherungsschutz da.

Fazit zu Tierkrankenversicherungen

Die Tarife der auf dem Markt befindlichen Tierkrankenversicherungen und deren Leistungsbedingungen unterscheiden sich sehr stark untereinander. Wer einen wirklich hochwertigen Premiumschutz für sein Tier möchte, muss tief in die Tasche greifen und im Jahr nicht selten eine vierstellige Beitragssumme bezahlen. Betrachtet man im Gegenzug die tatsächlichen Kosten im Durchschnitt, so zeigt sich, dass das Risiko einer wirklich teuren Behandlung eher gering ist und auch nicht jedes Jahr anfallen sollte.

Der VerbraucherService Bayern rät daher, wenn überhaupt, lediglich zum Abschluss eines OP-Tarifs, um hier das Risiko hoher Kosten zu minimieren. Noch ratsamer ist es, den Beitrag, den Sie für diese Art von Versicherung zahlen müssten, als Gesundheitsrücklage für Ihr Tier anzusparen. Wenn Sie beispielsweise für einen großen Hund bei einem Premiumversicherungstarif einen monatlichen Beitrag von 150 Euro zu zahlen haben, könnten Sie diesen Betrag auch auf ein Tagesgeldkonto zurücklegen und hätten nach zwei Jahren ohne Zinsen schon 3.600 Euro angespart. Wichtig ist, mit der Bildung der Rücklage schon früh zu beginnen, wenn der Hund oder die Katze noch jung sind. Außerdem trägt auch bei Tieren eine gesunde Lebensweise zu besserer Gesundheit bei. Wenn Ihr Liebling dann in die Jahre kommt, haben Sie mit dieser Strategie schon eine entsprechende Summe angespart. Daher sollten Sie bei den Überlegungen zur Anschaffung eines Tieres diese Kosten in Ihre Kalkulation immer mit einbeziehen und nicht nur Dinge wie das Futter oder die nötige Ausrüstung berücksichtigen.

Wenn Sie dennoch eine Krankenversicherung für Ihr Haustier abschließen möchten, studieren Sie die unterschiedlichen Versicherungstarife genau. Hierzu können Sie diverse Vergleichsportale im Internet nutzen oder sich auf den Internetseiten der Stiftung Warentest informieren.