VSB News

13.07.2021, Hybrid-Landesdelegiertenversammlung 2021 in Regensburg

VerbraucherService Bayern feiert 65. Geburtstag und stellt vier Forderungen an die Politik

Am Mittwoch, den 7. Juli 2021, fand die Landesdelegiertenversammlung des VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. (VSB) in hybrider Form statt. Die Mitglieder des Landesvorstands, die Geschäftsführung, rund 65 Delegierte, VSB-Mitarbeiter*innen sowie weitere Gäste trafen sich im Aurelium Lappersdorf bei Regensburg sowie online per Livestream. Unter dem Motto ‚65 Jahre Beratung und Bildung mit Herz und Verstand‘ begeht der Verbraucherverband in diesem Jahr sein Jubiläum mit zahlreichen Aktivitäten, wie kostenfreien Webinaren, Vorträgen, Alltagstipps auf Social Media und weiteren Aktionen. Thorsten Glauber, Bayerischer Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz und Marion Kratzmair, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, schickten Glückwünsche per Videobotschaft.

„Wir haben einiges erreicht während der Pandemie, gerade im digitalen Bereich. Viele Formate, die entwickelt wurden, haben sich so bewährt, dass wir sie auch in Zukunft beibehalten werden. Wir sind sehr dankbar, dass wir das große Projekt der Digitalisierung und die damit einhergehenden, zum Teil auch kostenintensiven Neuerungen, durch die Zuwendungen des Freistaates Bayern umsetzen können“, erklärte Juliana Daum, VSB-Landesvorsitzende, während des Rechenschaftsberichts: „Neben Online-Angeboten wollen wir aber auch weiterhin persönlich und vor Ort für die Verbraucher*innen da sein und freuen uns sehr, letzte Woche wieder alle Beratungsstellen in Bayern für den Publikumsverkehr geöffnet zu haben“.

In ihrer Festrede zum 65. Jubiläum des VSB betont Emilia Müller, Staatsministerin a.D. sowie KDFB-Landesvorsitzende: „Die verlässliche und vertrauenswürdige Aufklärung des VSB ist ein sehr wertvolles Angebot und viele Verbraucherinnen und Verbraucher nehmen das vertrauensvoll an und wissen es zu schätzen, sie können sich verlassen. […] Angebot und Nachfrage werden sich voraussichtlich auch weiterhin rasant verändern. Und deshalb brauchen wir auch in Zukunft einen starken VSB, der den Nerv der Zeit trifft“.

Neben der Entlastung von Vorstand und Geschäftsführung verabschiedeten die Landesdelegier­ten einstimmig vier Anträge an die Politik, die sich aktuellen verbraucherrelevanten Themen widmen. Die Forderungen übergibt der Verbraucherverband an die jeweilig zuständigen Fachausschüsse im Landtag.

Die Anträge des VSB an die Politik 2021:

  • Ernährung: Nennung des Ursprungslandes auf jedem Lebensmittel-Etikett, insbesondere bei verarbeiteten Monoprodukten
    Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind vielen Verbraucher*innen zunehmend wichtig, was sich auch im Kaufverhalten widerspiegelt. Regionale Produkte und Biowaren erfahren starke Umsatzzuwächse, besonders im Lebensmittelbereich. Bisher ist die Angabe des Ursprungslands allerdings nur auf wenigen frischen Waren Pflicht, verarbeitete und verpackte Produkte müssen in der Regel nicht gekennzeichnet werden.
    Der VSB fordert:
    Die verpflichtende Angabe der Herkunft bzw. des Ursprungslands bei allen Monoprodukten wie beispielsweise Apfelkompott, Tomatenmark, eingefrorenen Erdbeeren etc. - unabhängig davon, ob auf der Verpackung mit einem Land geworben wird oder nicht.
     
  • Finanzen: Reform des Krankenversicherungssystems: Bezahlbare Gesundheitsversorgung für alle Verbraucher*innen
    Knapp neun Millionen Bundesbürger sind in Deutschland privat krankenversichert. Gerade jüngere Menschen profitieren anfangs von meistens günstigen Beiträgen. Doch im Rentenalter wird die private Krankenversicherung häufig zum Fallstrick, da der medizinische Fortschritt und die damit verbundene Kostensteigerung sowie eine älter werdende Bevölkerung die Beiträge rapide in die Höhe schnellen lassen. Um den Tarif bezahlbar zu halten, vereinbaren die Versicherer Leistungskürzungen und hohe Selbstbehalte.
    Der VSB fordert:
    - Reform des Krankenversicherungssystems: Bezahlbarer Versicherungsschutz der Gesundheitsversorgung für alle Verbraucher*innen.
    - Bis dahin Erweiterung der Beratungspflichten des Versicherungsbetriebs zur Privaten Krankenversicherung.
     
  • Umwelt: Längere Nutzungsdauer von Elektro- und Elektronikgeräten fördern
    Die Ausstattung privater Haushalte mit Elektro- und Elektronikgeräten wie Smartphones, Computer und Staubsauger nimmt weiter zu. Gleichzeitig nimmt die Nutzungsdauer ab. Dies führt zu einem höheren Ressourcenverbrauch und mehr Elektroschrott. Die Verlängerung der Nutzungsdauer von Geräten sowie die verstärkte Rückgewinnung der enthaltenen Stoffe sind wesentliche Maßnahmen im Sinne des Klima-, Ressourcen- und Verbraucherschutzes.
    Der VSB fordert:
    - Transparente Verbraucherinformationen über die zu erwartende Lebensdauer, die Ver-fügbarkeit von Updates und Reparaturmöglichkeiten (Reparaturindex).
    - Einheitliche Anschlüsse zur Reduzierung des Elektroschrott-Aufkommens (Ladekabel, Kopfhörer, usw.) sowie Verfügbarkeit von Neugeräten nach Bedarf mit und ohne Zubehör.
    - Recyclinggerechtes Design.
     
  • Verbraucherrecht: Ein Leben ohne Smartphone muss möglich bleiben
    Mit fortschreitender Digitalisierung kommen Verbraucher*innen nur noch erschwert oder gar nicht mehr ohne Smartphone oder andere digitale Hilfsmittel zurecht. Die Auswertung einer nicht-repräsentativen Umfrage des VSB bestätigt dies. Keine Personengruppe darf von der Möglichkeit, Verträge abzuschließen oder öffentliche Leistungen in Anspruch zu nehmen, abgeschnitten werden. Auch erheblich ungünstigere Konditionen im Vergleich zu den Nutzern digitaler Zugänge sind nicht hinnehmbar.
    Der VSB fordert:
    - Eine gesetzliche Regelung, welche die Anbieter in zentralen Bereichen des täglichen Lebens zu dem Angebot eines adäquaten analogen Zugangs verpflichtet.
    - Die kontinuierliche Vermittlung digitaler Kompetenzen durch staatliche oder staatlich geförderte Angebote sowie die aktive Information über diese Angebote.
    - Die Gewährung kostenloser öffentlicher digitaler Zugänge in Städten und Landkreisen sowie aktive Unterstützung durch geschultes Personal an diesen Stellen.