Umwelt

09.10.2022

Ökologische Grabgestaltung an Allerheiligen

An Allerheiligen und Allerseelen gedenken die Menschen ihrer Verstorbenen. Im Vorfeld richten wir die Gräber schön her und schmücken sie mit Lichtern. Die Gestaltung jedes einzelnen Grabes hat Einfluss auf das Ökosystem Friedhof. Schon wenige Maßnahmen schützen das Klima, fördern die Biodiversität und schonen ganz nebenbei noch den Geldbeutel. 

Ökologische Grabgestaltung an AllerheiligenFoto: © Patrick Daxenbichler - stock.adobe.com

Friedhof als wertvoller Lebensraum 

Friedhöfe sind ökologisch wertvolle Flächen. Häufig sind sie grüne Oasen, die gerade in großen Städten vielen Insekten und Kleinlebewesen Lebensraum bieten. Alte Baumbestände, Trockenmauern, Brachflächen und ökologisch wertvolle Hecken bilden ideale Rückzugsorte und Nahrungsangebot für eine artenreiche Flora und Fauna. Neben der allgemeinen Bepflanzung spielen aber auch die einzelnen Gräber eine ökologisch wichtige Rolle. Mit der richtigen Auswahl von Pflanzen, Erde und Grabschmuck leisten Sie einen wertvollen Beitrag zur Nachhaltigkeit. 

Klimafreundliche Pflanzerde

Zu Allerheiligen ist es vielerorts üblich, das Grab mit schwarzer, torfhaltiger Graberde zu bedecken. Torf gilt als bodenverbesserndes Substrat, da er viel Wasser speichert und zur Durchlüftung des Bodens beiträgt. Diese Eigenschaften machen ihn für die Grabpflege interessant, da die Pflanzen nicht so oft gegossen werden müssen. Die Verwendung torfhaltiger Blumen- und Graberde trägt allerdings zur Zerstörung klimaschützender Moore bei, da Torf in entwässerten Mooren abgebaut wird.

Laut Umweltbundesamt speichern Moore 700 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar und damit sechsmal mehr als Wald. Insgesamt speichern Moore 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs, obwohl sie nur drei Prozent der globalen Landfläche bedecken (NABU). Torfabbau setzt das jahrhundertelang gespeicherte CO2 wieder frei.

Unser Tipp: Nutzen Sie gleichwertige Alternativen. Im Handel sind torffreie Graberden erhältlich, die durch den Einsatz von Kokosfasern ebenso wasserspeichernde wie auch durchlüftende Eigenschaften aufweisen. Kokosfasern fallen als Abfallprodukt beim Kokosnussanbau an und gelten somit als umweltfreundlich. Der BUND-Einkaufsführer „Blumenerde ohne Torf“ gibt eine Orientierungshilfe. Zur Bodenverbesserung eignet sich Kompost. Unter die normale Erde gemischt, versorgt er die Pflanzen mit wertvollen Nährstoffen und bietet einen optimalen pH-Wert für heimische Pflanzen.

Gut zu wissen: Die schwarze Farbe erhält die Graberde nicht durch den Torfanteil, sondern durch industrielle Färbung.

Weniger Aufwand – klimaangepasste Pflanzen 

Wassermangel, Starkregenereignisse und höhere Temperaturen stellen große Herausforderungen für Pflanzen dar. Auf Gräbern ist eine mehrmals im Jahr wechselnde Bepflanzung vielerorts üblich. Das frisch gesetzte Grün hat aber noch wenig Wurzeln gebildet, hält den Folgen des Klimawandels oft nicht stand oder erfordert erhöhten Gießaufwand. Weniger Pflegeaufwand und mehr Widerstandskraft bieten mehrjährige Stauden. Sie bilden über das ganze Jahr eine gute Bodenabdeckung und eine wahre Blütenpracht. Wechselbepflanzung oder Pflanzschalen sollten maximal 20 Prozent der Fläche ausmachen. 

Pflegeleichte Stauden wie Storchschnabel und Verbene sparen neben zahlreichen Pflanztöpfen auch noch Zeit bei der Grabpflege. Achten Sie dabei auf heimische Pflanzenarten. Diese sind an unsere Bodenverhältnisse perfekt angepasst, einige Arten blühen bis weit in den Herbst hinein und bieten Insekten idealen Lebensraum. Larven können in abgestorbenen Pflanzenresten gut überwintern. 

Der Trend zu pflegeleichten Steinplatten statt Bepflanzung ist ungebrochen. Die Vollabdeckung der letzten Ruhestätte ist aber alles andere als umweltfreundlich. Versiegelte Flächen heizen sich im Sommer stark auf und geben die Wärme an die Umgebung ab. Außerdem fehlen wichtige Versickerungsflächen, um Überschwemmungen bei Starkregen zu vermeiden. Tiere und Pflanzen finden weder Nahrungsangebot noch Lebensraum.

Grabschmuck – umweltschonende Möglichkeiten 

Grabschmuck in Form von Gestecken, Blumenschalen und Pflanzen ziert die Gräber. Umweltschonende, kompostierbare Materialien sind hier die erste Wahl. Als Alternative zu Kunststoffbändern eignen sich Bast- oder Baumwollbänder. Plastikelemente auf Gestecken lassen sich leicht vermeiden. Schwieriger ist der Ersatz der Steckmasse. Dabei handelt es sich um einen Kunststoff, der nicht verrottet. Kleine Teilchen, die sich vom Block lösen, landen als Mikroplastik in Boden, Luft und Wasser. Besser sind Kaninchendraht, Glasschalen oder Strohgebinde. 

Kaufen Sie Schnittblumen regional und saisonal. Günstige, im Winter oder Frühjahr importierte Schnittblumen stammen oft aus afrikanischen Ländern mit geringen Umwelt- und Sozialstandards. 

Lichtermeer – Alternativen zur Einwegkerze 

Gerade an Allerheiligen schmücken wir die Gräber mit vielen Grablichtern. Die Tage werden kürzer und die rot leuchtenden Kerzen bringen etwas Licht auf die Friedhöfe. Doch auch bei der Wahl des Grablichtes lässt sich einiges für die Umwelt tun. 
Bei herkömmlichen Grabkerzen bleibt nach dem Abbrennen der Kunststoffbehälter als Abfall zurück. Einige Friedhöfe bieten nachfüllbare Kerzen aus Automaten an. Auch im Handel gibt es nachfüllbare Alternativen. Auch ein elektrisches Grablicht lässt sich sehr lange nutzen. Sinnvoll sind Grablichter mit eingebautem Solarmodul und Lichtsensor. Diese elektrischen Kerzen brennen mit Hilfe von Solarenergie und auch nur in der Dunkelheit.

Grabsteine im Einklang mit der Natur

Bei der Neuanlegung eines Grabes liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Grabstein. Er soll gefallen und ein schönes Andenken an den Verstorbenen ermöglichen. Ökologisch vorteilhaft sind ungeschliffene Natursteine. An ihnen siedeln sich im Laufe der Jahre Moose und Flechten an. 38 Prozent der Moose in Bayern sind als gefährdete Art in der Roten Liste der Moose geführt. Haben sich die langsam wachsenden Pflanzen auf dem Stein festgesetzt, entfernen Sie diese nicht mit Bürsten oder gar chemischen Mitteln. Letztere belasten zusätzlich den Boden und gefährden die Wasserqualität. 

Neben der Optik spielt auch die Herkunft des Steins eine Rolle. Achten sie auf eine europäische Herkunft. Importware aus China, Indien oder anderen außereuropäischen Ländern ist zwar eine günstigere Variante, durch die langen Transportwege und das Gewicht fällt die CO2-Bilanz aber wesentlich schlechter aus als bei regional abgebautem Material. Weiterführende Informationen zur Auswahl von Steinen finden Sie im VSB-Umwelttipp "Steine in Haus und Garten - nachhaltiges Baumaterial".

Die nachhaltigste Variante ist ein recycelter Grabstein. Einige Steinmetze kaufen nach der Auflösung einer Ruhestätte die Grabsteine auf und arbeiten Sie zu neuwertigen Steinen um. Allerdings bieten nur wenige Anbieter recycelte Steine an. Der Aufwand für Transport und Aufbereitung und damit auch der Preis sind hoch. 

Weiterführende Informationen

Bayerisches Landesamt für Umwelt: Kompost nutzen, Moore schützen 

BUND: Ideen und Anregungen für eine wildbienenfreundliche Grabgestaltung

Evangelische Kirche Bremen: Praktische Tipps für die ökologische Grabgestaltung und Grabpflege

NABU: Torffrei Gärtnern. Für den Moor- und Klimaschutz 

Umweltbundesamt: Blumenerde

VerbraucherService Bayern: Torffrei Gärtnern: Umwelt- und Klimaschutz 

Warum-Torf.info: Emissionen aus Mooren