Ernährung

08.06.2021, Quetschies

Quetschies - Gesunder Obstbrei aus dem Beutel?

Kinder lieben Quetschies. Diese „Smoothies für Kinder“ gibt es inzwischen in vielen verschiedenen Sorten. Doch was taugen diese Fruchtpürees?

Was steht drauf – was ist drin?

Quetschies - Gesunder Obstbrei aus dem Beutel?Foto: © mmphoto - Fotolia.com

Bis zu 18 g Zucker pro 100 g – umgerechnet sechs Stück Würfelzucker – stecken in einem Beutel. Im Vergleich dazu enthalten 100 g Erdbeeren oder Äpfel nur um die 5 g bzw. 10 g Zucker.  Durch Fruchtmischungen, Zugabe von Saftkonzentraten oder Fruchtzucker wird bei Quetschies die natürliche Süße gesteigert.

Im Zutatenverzeichnis deuten Begriffe, die auf „ose“ enden, auf zugesetzten (Frucht-)Zucker hin. Steht dagegen „ohne Zuckerzusatz“ auf der Verpackung, dann ist in dem Produkt kein zugesetzter Zucker, wie z.B. Rübenzucker oder eine andere Zutat mit süßender Wirkung wie Fruchtsirup enthalten. Dennoch ist fruchteigener Zucker aus den verarbeiteten Früchten im Produkt und kann durch den Zusatz „enthält von Natur aus Zucker“ gekennzeichnet sein.

Der hohe Zuckergehalt, nicht selten in Verbindung mit zugesetzter Säure (z.B. durch Zitronensaftkonzentrat), erhöht das Kariesrisiko. So ist auf einigen Produkten der Hinweis zu finden, dass das Fruchtpüree zum Schutz vor Karies nicht zum Dauernuckeln verwendet werden darf.

Quetschies sollten daher Hinweise tragen wie „Drück mich „... kann schwere Zahn­schäden (Karies) verursachen“. Diese Empfehlung wird von den Herstellern noch zu selten umgesetzt.

In diesem Zusammenhang empfiehlt der Deutsche Bundesverband für Logopädie, dass Eltern ihre Kinder bis zum Alter von 3 Jahren darin unterstützen sollten, Nuckelgewohnheiten abzubauen. Die Stärkung der Kaumuskulatur sowie der gesamten Mundmotorik (Beweglichkeit der Lippen oder der Zunge) ist für das Erlernen des Sprechens bei Kleinkindern sehr wichtig. So sollten Quetschies nicht die tägliche Portion Obst ersetzen und nur gelegentlich auf dem Speiseplan der Kinder stehen.

Allgemein ist die Zusammensetzung von Quetschies rechtlich noch nicht geregelt und damit auch nicht in den Leitlinien des Deutschen Lebensmittelbuchs zu finden. Beispielsweise wird bei einigen Produkten nur die Früchtemischung erwähnt, auf die Konsistenz wird nicht hingewiesen. Auch gibt es mittlerweile Variationen mit Gemüse oder Joghurt. In anderen Ländern werden sogar Fleischbrei-Sorten in den Quetschbeuteln für Kinder angeboten.

Kein Ersatz für die tägliche Obstportion

Bedenkt man den hohen Zuckergehalt der Quetschies sowie den Verpackungsmüll, dann ist der Obstbrei aus dem Beutel einem Stück Obst oder einem selbstgemachten Fruchtpüree deutlich unterlegen.

Dennoch – Kinder lieben die farbenfroh gestalteten Quetschbeutel mit Tiermotiven oder lustigen Früchtchen. Auch das Saugen und Nuckeln des Breis aus dem Beutel macht ihnen Spaß und für unterwegs sind sie einfach praktisch. Nicht nur, dass sie schnell ohne Löffel verzehrt werden können, auch die Portionen sind für Kinder angepasst und die Entsorgung des Beutels ist leicht.

Unsere Tipps:

  • Lassen Sie sich von Werbeaussagen wie „ohne Zuckerzusatz“ nicht täuschen.
  • Nur ein Blick auf die Zutatenliste oder Nährwertangabe verrät, wie viel Zucker tatsächlich in einem Quetschbeutel steckt.

  • Sie sind nicht geeignet für die tägliche Schul- oder Kindergartenpause!

  • Quetschies ab und an sind in Ordnung, aber eher als Ersatz für eine Süßigkeit als für ein Stück frisches Obst.

  • Quetschies produzieren Müll und sollten auch deshalb sparsam eingesetzt werden. Weniger Abfall entsteht durch wiederbefüllbare Quetschbeutel.

Weitere Informationen: Stiftung Warentest Heft 3/ 2020 und online unter test.de/Quetschies-Schlecht-fuer-Zaehne-und-Sprache