Finanzen

09.12.2021

Gold als Geldanlage in Zeiten von Negativzinsen und Inflation

Die anhaltende Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), die gigantische Ausweitung globaler Geldmengen und die Corona-Krise treiben die Anleger*innen aus den klassischen Sparanlagen. Auch der Goldpreis stieg während der vergangenen Jahre stetig an. Doch was ist dran am Mythos Gold? Ist das Edelmetall tatsächlich der sichere Hafen, nach dem sich die Verbraucher*innen sehnen? Bietet Gold in unsicheren Zeiten tatsächlich Schutz vor Negativzinsen und Inflation?

Gold als Geldanlage in Zeiten von Negativzinsen und InflationFoto: © Anna Baburkina - Fotolia.com

Die beispiellose fiskalpolitische Antwort der Politik auf die Corona-Krise führt zu der von der EZB herbeigewünschten Inflation. Dies gilt es von Anleger*innen in Bezug auf ihre Altersvorsorge und ihr Geldanlageportfolio zu berücksichtigen. Die Politik des billigen Geldes geht weiter, die Negativzinsphase hält an. Trotz der jüngsten Kurshöchststände hat Gold noch Potenzial. Eine Beimischung im Gesamtportfolio macht durchaus Sinn. Diese sollte insgesamt zehn Prozent aber nicht übersteigen.

Wie investieren Verbraucher*innen in Gold?

Beim Goldkauf stehen physisches Gold wie Barren bzw. Münzen oder Gold-Wertpapiere zur Auswahl. Eine besondere und erst wenig verbreitete Form der Geldanlage in physisches Gold ist das Tresorgold. Bei der Anlage in physisches Gold stellt sich immer die Frage der Lagerung, die entweder mit Risiko oder mit hohen laufenden Kosten verbunden ist.

Die Goldinvestition erfolgt als Einmalanlage oder als Sparplan. Da Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Goldanlage-Produkte signifikant sind, sollten Anleger*innen diese zuerst genau prüfen, um das passende Produkt für sich auszuwählen.

Vor- und Nachteile der Anlage in physisches Gold

Gold ist ein Rohstoff und unterliegt dem Wechselspiel von Angebot und Nachfrage. Zwar ist Gold in Münzen- oder Barrenform fast überall auf der Welt als Zahlungsmittel akzeptiert, doch schwankt der Kurs gerade im kurzfristigen Zeitabstand zum Teil erheblich.
Der Goldpreis bemisst sich in US-Dollar, wodurch der Anleger aus dem Euroraum zusätzlich das Währungsrisiko trägt.

Die Feinunze ist exakt 31,1034768 Gramm schwer. Der Kurswert von Gold in US-Dollar erlebte bis 2011, im Nachgang der Lehmann-Brothers-Pleite, sein bisheriges Allzeithoch, brach aber dann wieder um rund 40 Prozent ein. Auch die Corona-Krise ließ den Goldpreis nach oben schnellen. Es bleibt die Frage offen, ob der Kursgewinn Bestand hat.

Physisches Gold hat weitere Nachteile: Es wirft weder Zinsen noch Dividenden ab. Gerade in kleineren Mengen kaufen Verbraucher*innen Gold und Rohstoffe in der Regel zu teuer ein und verkaufen zu billig. Denn hier gilt: Je kleiner die Menge, desto höher die Gebühren beim An- und Verkauf. Bis zu 20 Prozent Aufpreis zahlen Kleinanleger beim Kauf der beliebten Ein-Gramm-Barren, während ein Kilogramm Goldbarren praktisch am Börsenpreis notieren.

Bei der Geldanlage in Tresorgold erwirbt der Anleger echtes Eigentum in Form von Goldbarren bzw. Miteigentumsanteilen in einem sicher verwahrten Golddepot. Das Eigentum wird beim Tresorbetreiber bzw. einem Notar eingetragen und hinterlegt. Der Erwerb vom Tresorgold ist in aller Regel günstiger als der Kauf von kleinen Münzen oder winzigen Goldbarren mit hohem Aufpreis. Das Goldvermögen ist zentral und gegen die üblichen Risiken versichert, wird für den Anleger in einem Tresor verwahrt oder auf Wunsch ausgeliefert. Auch im Falle einer Insolvenz des Anbieters bleibt der Kunde alleiniger Eigentümer seines Goldes. Aktuell haben Kunden einiger privater Banken die Möglichkeit, auch ohne hohe Mindestanlagesummen in Tresorgold zu investieren. Interessierte Verbraucher*innen sollten die Vertragsbedingungen genau prüfen, denn auch hier gibt es schwarze Schafe unter den Anbietern.

Die Anlage in physisches Gold ist mit steuerlichen Vorteilen verbunden. Beim Kauf von physischem Gold fällt keine Mehrwertsteuer an. Die Gewinne unterliegen in Gegensatz zu anderen Wertpapieren nicht der Abgeltungssteuer und nach einer Haltedauer von einem Jahr sind Gewinne aus dem Verkauf steuerfrei. Bei einem früheren Verkauf sind Gewinne dagegen mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern.

Da Goldkäufe gegen Vorauskasse erfolgen, gilt es für Anleger*innen sorgfältig zu prüfen, von wem sie kaufen. Es gibt viele Betrüger und Fake Shops im Internet. Goldkauf-Ratgeberseiten im Internet, wie beispielsweise gold-preisvergleich.de bieten wertvolle Informationen und verschaffen einen Überblick. Auf der Seite gold.de finden Sie außerdem aktualisierte Warnlisten zu Fake Shops.

Welche anderen Edelmetalle oder Rohstoffe kommen sonst noch in Frage?

Aus der Familie der Edelmetalle werden neben Gold noch Platin und Silber gehandelt. Während sich der Goldpreis meist antizyklisch zur Weltkonjunktur verhält, spiegeln Silber und Platin als technisch nutzbare Rohstoffe eher die Wirtschaftsentwicklung wider. Allerdings erlebte auch Silber im Zuge der 2008er Wirtschaftskrise und den knappen Goldressourcen sein Allzeithoch im Jahre 2011 und verlor seither bis Anfang 2020 über 60 Prozent an Wert. Silber und Platin werden in Münzen- oder Barrenform ebenfalls in der Währung US-Dollar gehandelt. Somit besteht auch hier, wie beim Gold, ein zusätzliches Währungsrisiko für Anleger aus dem nicht US-Dollarraum.

Während sich Privatanleger die Edelmetalle auch zu Hause in den Safe legen können, stellen die übrigen gehandelten Rohstoffe wie Erdöl, Gas, Weizen oder Soja eine eigene Anlageklasse dar. Sie eignen sich weniger als Wertsicherung, sondern mehr als kurzfristige Spekulationswerte. Die Kurse für derartige Rohstoffe schwanken extrem, warum sie als Anlage für den Privatanleger nur sehr bedingt in Frage kommen. Da hier auch weltpolitische und wirtschaftliche Einflüsse zum Tragen kommen, ist es ratsam, hier nur Geld zu investieren, auf das Sie notfalls auch verzichten können.

Goldhaltige Wertpapiere

Gold dient neben dem langfristigen risikofreien Substanzerhalt auch dem Kaufkrafterhalt. Oft haben Wertpapiere auf „Gold“ jedoch nur indirekt mit dem physischen Edelmetall zu tun und sind stattdessen hochspekulative Geldanlagen wie Aktienfonds auf Gold-Minen. Mit Gold-ETCs (Exchange Traded Commodities, börsengehandelte Rohstoffe) dagegen, wie Xetra- oder Euwax-Gold mit Gold-Auslieferungsoption, partizipieren risikobewusste Anleger*innen an der Entwicklung des Goldpreises sogar steuerfrei. Auch mit kleinen monatlichen Beiträgen können Anleger*innen auf Gold-ETCs Sparpläne einrichten. Diese Wertpapiere sind zu 100 Prozent mit physischem Gold hinterlegt, das Gold kann auf Wunsch auch geliefert werden. Gewinne bei Xetra-Gold sind ebenfalls steuerfrei (Bundesfinanzhof Urteil, Az. VIII R 4/15 und VIII R 35/14).  ETCs erhalten Interessierte günstig, bereits unter 0,6 Prozent jährlichen Kosten. An der Börse sind die goldhaltigen Wertpapiere bestens handelbar und eignen sich auch gut als Depotbeimischung. Im Zuge der Corona-Krise wird diese Eigenschaft an Bedeutung gewinnen.

Prüfen Sie die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Goldanlage-Produkte unbedingt, um das passende Produkt zu finden.