Umwelt

09.07.2021

In Kreisläufen denken – Ressourcen effizient nutzen

Der Erderschöpfungstag fällt heuer auf den 29. Juli und zeigt seit Jahren, dass die Menschheit mehr Ressourcen verbraucht, als dauerhaft zur Verfügung stehen. Die Übernutzung natürlicher Ressourcen wird zunehmend spürbar und zeigt sich im Rückgang der Artenvielfalt, dem Verlust fruchtbarer Böden und dem Klimawandel. Verbraucher*innen, Unternehmen und Politik sind alle gefordert, schnellstmöglich zu handeln.

In Kreisläufen denken – Ressourcen effizient nutzenFoto: © malp - stock.adobe.com

Rohstoff-Knappheit und wachsende Umweltbelastungen erfordern Umdenken

Weltweit steigt infolge des Bevölkerungswachstums und der zunehmenden Wohlstandsentwicklung die Nachfrage nach Rohstoffen an. Die verfügbare Bodenfläche und damit die Anbaumöglichkeiten für nachwachsende Rohstoffe sind dagegen ebenso begrenzt wie die nutzbaren Vorräte an fossilen Brennstoffen, Erzen und Metallen. Zudem geht die Rohstoffgewinnung oft mit beträchtlichen Umweltbelastungen einher. Damit auch in Zukunft ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen, müssen wir Kreisläufe schnellstmöglich schließen. 

Die Idee hinter Recycling ist klar: Aus Abfällen werden wieder Stoffe für die Herstellung neuer Produkte gewonnen. Derzeit wird jedoch nur ein Bruchteil der verwendeten Rohstoffe recycelt und so im Kreislauf gehalten. Der Großteil geht nach wie vor unwiederbringlich verloren. Einer aktuellen Studie im Auftrag des NABU zufolge verbraucht ein Mensch in Deutschland jedes Jahr rund 16 Tonnen Rohstoffe, nur durchschnittlich zwölf Prozent davon stammen aus Recycling (NABU). 

Recyclinganteile zu niedrig

In der Praxis berücksichtigen die Hersteller bei der Produktplanung insbesondere Faktoren wie Funktionalität, Design und Kosten. Recyclingfähigkeit spielt hier eine noch zu geringe Rolle. Die Folge: Produkte sind oft nicht recyclinggerecht konstruiert. Als problematisch erweist sich insbesondere das Recycling von Kunststoffgemischen, z.B. in Verpackungen, Geräten oder Fasergemische in Textilien. Wichtig ist deshalb, dass bereits bei der Produktplanung deren Recyclingfähigkeit eine Rolle spielt, damit am Ende eine möglichst weitgehende Wiederverwertung der enthaltenen Materialien möglich ist. 

Beispiel Verpackungen: Der Verbrauch von Kunststoffverpackungen steigt seit Jahren und hat sich seit 1991 nahezu verdoppelt (Umweltbundesamt). Von den eingesammelten Verpackungen wurden im Jahr 2018 nur 47 Prozent werkstofflich verwertet, gut die Hälfte davon energetisch genutzt (Umweltbundesamt). Schwer recycelbar sind beispielsweise Verbundverpackungen wie Kunststoffschalen für Wurst und Käse oder beschichtete Chipstüten. Auch bei der Herstellung von neuen Produkten spielen recycelte Stoffe im Vergleich zu neu gewonnen Materialien eine untergeordnete Rolle. So hatte beispielsweise Rezyklat, das Produkt eines Recyclingprozesses, 2019 an der gesamten Kunststoffproduktion in Deutschland einen Anteil von knapp 14 Prozent. Im Verpackungsbereich, dem mengenmäßig größtem Einsatzbereich für Kunststoffe, waren es nur rund 11 Prozent (Conversio Studie).

Tipp: Meiden Sie Einwegverpackungen und trennen Sie unterschiedliche Bestandteile voneinander, bevor Sie diese in die entsprechenden Sammelsysteme geben, z.B. Deckel vom Joghurtbecher / Schraubglas, wiederverschließbare Folie von der Kunststoffschale, Papierummantelung vom Kunststoffbecher, Aufkleber von Bananenschalen etc.

Umweltvorteil muss sich bezahlt machen

Recycelte Kunststoffe sind in der Regel umweltfreundlicher als Neuware, im Preis spiegelt sich dieser Vorteil allerdings nicht wieder. Hochwertiges Kunststoffrezyklat ist häufig teurer als Neuware. Denn die Verpackungen aus dem Gelben Sack sind nicht sortenrein und müssen in aufwändigen Verfahren sortiert, gereinigt und aufbereitet werden.

Ein weiteres Problem: Kosten, die durch Umweltschäden bei der Herstellung und dem Transport von Produkten entstehen, tragen meist nicht die Verursacher, sondern die Allgemeinheit. Nur wenn diese Umweltfolgekosten in den Marktpreis einfließen, besteht auch ein wirtschaftlicher Anreiz, Umweltbelastungen zu minimieren. Ein Beispiel hierfür ist die 2021 eingeführte CO2-Bepreisung: Sie soll finanzielle Anreize setzen, den Verbrauch von fossilen Brennstoffen zu verringern. Insgesamt kommt das Verursacherprinzip derzeit noch nicht ausreichend zur Geltung. Produkte haben günstigere Preise, wenn Umweltbelastungen, für deren Folgekosten die Allgemeinheit aufkommt, in Kauf genommen werden. Dadurch haben auch Verbraucher*innen keinen finanziellen Anreiz, sich umweltfreundlich zu verhalten und nachhaltig hergestellte Produkte zu bevorzugen.

Ähnlich sieht es bei der Entsorgung von Verpackungen und Elektroschrott über den Gelben Sack / die Gelbe Tonne bzw. den Wertstoffhof aus: Die Abgabe ist für Verbraucher*innen nicht mit Mehrkosten verbunden und bietet somit keinen direkten Anreiz, das Aufkommen an Verpackungsmüll bzw. Elektroschrott zu minimieren. Dasselbe gilt für die Beseitigung von Abfällen in Städten (Littering): Diese werden nicht den Verursachern angerechnet, sondern über die Straßenreinigungskosten auf alle umgelegt.

Gefahr von Greenwashing und Rebound-Effekt

Aufdrucke wie „Verpackung zu 100 % recycelbar“ oder „aus Recyclingmaterial“ finden sich auf Verpackungen, Textilien und anderen Produkten und erwecken den Eindruck, dass es sich um ein umweltfreundliches Produkt handelt. Diese Angaben sind wenig aussagekräftig und bergen die Gefahr eines sorglosen Umgangs. Zu welchem Anteil ein Produkt aus Recyclingmaterial besteht und woher dieses stammt, ist beim Kauf schwer nachvollziehbar. Verwendung finden beispielsweise Verpackungen oder auch Plastikmüll aus Ozeanen. Der Umweltnutzen fällt dabei sehr unterschiedlich aus. Kritisch zu hinterfragen ist zudem der ökologische Vorteil, wenn aus einem Wegwerfprodukt ein anderes hergestellt wird, z.B. Fast Fashion aus PET-Einwegflaschen.

Wer seine Abfälle trennt, tut dies in der Regel mit der Erwartung, dass die enthaltenen Rohstoffe wiedergewonnen werden. Verpackungen empfinden zahlreiche Verbraucher*innen damit nicht als „Müll“, sondern als wieder verwertbarer „Wertstoff“. Recycling verleitet so zum Konsum mit gutem Gewissen und regt in diesem Fall nicht dazu an, Verpackungen einzusparen (Rebound-Effekt). 

TIPP: Orientieren Sie sich an Gütezeichen wie den Blauen Engel für Recyclingkunststoffe (z.B. Abfallsäcke, Mülltonnen, Büroartikel) und RAL Recycling-Kunststoff. Hier sind Herkunft und Anteil des Rezyklats nachvollziehbar. Verwenden Sie auch nachhaltig erzeugte Produkte so lange wie möglich.

VerbraucherService Bayern fordert Maßnahmen für höhere Ressourceneffizienz

Wir müssen lernen, mit den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen nachhaltig zu wirtschaften und diese möglichst lange im Nutzungskreislauf zu halten. Ziel ist eine bestmögliche Ausnutzung der vorhandenen Ressourcen hin zu möglichst geschlossenen Kreisläufen. Ohne ein sofortiges Umdenken und entsprechende Maßnahmen gehen zu viele Rohstoffe unwiederbringlich verloren.

Der VerbraucherService Bayern fordert:

  • Transparente Verbraucherinformationen bezüglich der zu erwartenden Lebensdauer (Mindestlebensdauer)
  • Vorgaben zur Recyclingfähigkeit von Produkten (recyclinggerechtes Produktdesign)
  • Maßnahmen zur Reduzierung des Müllaufkommens, z.B. Neugeräte nach Bedarf mit und ohne Zubehör (Ladekabel, Kopfhörer etc.)
  • bessere Rahmenbedingungen für Reparaturen, Mindestverfügbarkeit von Ersatzteilen & Updates 
  • Sammlung und Recyclingquoten für weitere Rohstoffe, beispielsweise Neodym

Zeit als wichtiger Faktor für nachhaltigen Konsum

Jede Konsumentscheidung zählt. Wer bereits beim Einkauf an die Entsorgung denkt, kann sich für umweltfreundlich produzierte, langlebige und recycelbare Produkte entscheiden und auf kurzlebige Wegwerfprodukte verzichten. Durch Reparatur, Mehrwegsysteme sowie Leih- und Second-Hand-Angebote lässt sich die Gebrauchsdauer von Gegenständen verlängern.

Nachhaltiger Konsum bedeutet, Eigenarbeit zu stärken und sich bewusst Zeit zu nehmen: Für eine nachhaltige Produktauswahl, für einen verpackungsfreien Einkauf, für die Zubereitung von Speisen, für die Ernte von (Wild-)Früchten, für die gemeinsame Nutzung von Produkten (Sharing Economy), die Reparatur von Kleidung, Geräten uvm.

Der VerbraucherService Bayern setzt sich für nachhaltigen Konsum und die Stärkung der Hauswirtschaft ein und bietet Kurse und Vorträge zu vielfältigen Themen vor Ort sowie online. Vorträge zu Nachhaltigkeitsthemen können Sie bei den VSB-Umweltreferentinnen buchen. Die Ausstellung „Rohstoffe im Blick“ ist gegen Kaution (50 Euro) und Übernahme der Portokosten ausleihbar. Alle Materialien zum Thema „Rohstoffe im Blick“ finden Sie hier. Weitere Informationen erhalten Sie in unseren Umweltberatungsstellen.

Weiterführende Informationen

ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (2021): Sekundärrohstoffe in Deutschland; Studie im Auftrag des NABU

NABU: Kreislaufwirtschaft Deutschland

Ökotest: Rezyklate: Wie viel Kunststoff wird wirklich recycelt und was kann jeder tun?

Süddeutsche Zeitung: Betrug mit Plastikflaschen

Umweltbundesamt: Kunststoffabfälle