Umwelt

08.05.2019, Streamen, Spielen, Suchen

Virtueller Datenverkehr mit Folgen

Trägt die Digitalisierung zum Klimaschutz bei? Internetanwendungen versprechen auf den ersten Blick eine Einsparung von Energie und Ressourcen. Doch die zunehmende Internetnutzung führt zu einem steigenden Energieverbrauch und verursacht bereits heute etwa dieselbe Menge an Kohlendioxid wie der Flugverkehr.

Virtueller Datenverkehr mit FolgenFoto: © Free-Photos - pixabay.com

Umweltbelastung durch steigenden Stromverbrauch

Immer mehr Menschen nutzen das Internet und bleiben immer länger im Netz. Und zwar nicht nur zuhause, sondern zunehmend auch unterwegs. Die Datenübertragung über das Mobilnetz ist nicht nur energieintensiver als die über WLAN-Verbindungen. Bei der mobilen Nutzung speichern die Nutzer ihre Daten zunehmend auch nicht mehr auf dem eigenen Gerät sondern online in der „Cloud“, das heißt auf globalen Servern.

Die rasante Entwicklung beim Cloud Computing gilt als einer der Gründe für den immer größeren Energieverbrauch und den Bau neuer Rechenzentren mit leistungsstarken Servern. Dabei entstehen insbesondere neue „Hyperscale Rechenzentren“, deren Größe mehreren Fußballplätzen und deren Stromverbrauch dem einer Kleinstadt entspricht. Etwa 350 solcher Hyperscale-Rechenzentren gibt es derzeit weltweit (Planet-e).

Allein die Server in Deutschland verbrauchten dem Umweltbundesamt zufolge im Jahr 2015 rund sieben Milliarden Kilowattstunden Strom für den Betrieb und weitere fünf Milliarden Kilowattstunden für die nötige Kühlung. Das entspricht etwa dem Stromverbrauch von Berlin bzw. der Strommenge von fünf Großkraftwerken. Bis 2025 wird in deutschen Rechenzentren ein weiterer Anstieg des Energiebedarfs der Server um mehr als 60 Prozent im Vergleich zu 2015 erwartet.

Wie erkenne ich umweltfreundliche Internetangebote?

Bei der Internetnutzung haben Verbraucherinnen und Verbraucher keinen Einblick, wie viel Strom die von ihnen genutzten Server verbrauchen, wie effizient diese sind und ob ihre Betreiber sie mit Strom aus erneuerbaren Energien oder aus klimaschädlichen Kohlekraftwerken versorgen.

Wer wissen möchte, ob die Server einer Internetseite mit grünem Strom laufen, gibt die entsprechende Webadresse auf der Seite der „Green Web Foundation“ ein. Die englischsprachige Greenpeace-Studie „Clicking Clean“ informiert, welche internationalen Internetfirmen sich für umweltfreundlichen Strom und Energieeffizienz engagieren. Orientierung bietet auch der Blaue Engel, der einen energie- und ressourceneffizienten Betrieb von Rechenzentren kennzeichnet.

Der Energieverbrauch hängt nicht nur von der Effizienz der Rechner ab, sondern auch von der Größe der jeweiligen Internetseite. Die zunehmende Einbindung von Bildern und Filmen führt zu immer größeren und damit energiehungrigeren Internetseiten. Das Laden einer Internetseite, d.h. jeder einzelne Internet-Klick, verursacht Treibhausgasemissionen. Die Höhe des CO2-Ausstoßes hängt vom Aufbau der Internetseite und der Datengröße ab. Eine Hochrechnung, wie viel CO2-Emissionen ein Klick auf eine bestimmte Website verursacht, erstellt die Seite WebsiteCarbon.

Wie kann ich als Internutzer CO2-Emissionen minimieren?

Auch unser Verhalten hat Einfluss darauf, wie viel CO2-Emissionen die Internetnutzung verursacht. Entscheidend sind insbesondere die Größe der übermittelten Daten und ihr Übertragungsweg. Generell gilt: Je größer die Daten, desto mehr Energie wird benötigt. Empfehlenswert ist es deshalb, die Datenmenge möglichst zu minimieren und beispielsweise Filme in niedriger Auflösung am Smartphone zu streamen, Fotos vor dem Hochladen zu verkleinern oder einen Sprachanruf statt eines Videogesprächs über das Internet zu tätigen.

Bei mobilen Geräten wie Smartphone oder Tablet ist zudem entscheidend, wie die Daten auf das Endgerät gelangen. Im Mobilfunk entstehen unter gegenwärtigen Bedingungen teils deutlich höhere CO2-Emissionen als bei der Datenübertragung über den Internetanschluss (WLAN). Eine Untersuchung im Auftrag des Umweltbundesamtes ergab, dass die Datenübertragung über einen Glasfaser-Anschluss mit zwei Gramm CO2 je Stunde Videostreaming die geringste CO2-Belastung hat, gefolgt von Kupferkabel (VDSL) als Übertragungsweg mit 4 Gramm. Mobile Datenübertragung mit der neuen 5G-Übertragungstechnik verursacht 5 Gramm, bei Mobilfunk LTE (4G) sind es sogar 13 Gramm und bei Mobilfunk UMTS (3 G) entstehen mit 90 Gramm am meisten Treibhausgasemissionen.

Besonders lohnt sich eine bewusste Nutzung bei datenintensiven Diensten. Den größten Anteil am weltweiten Datenverkehr verursacht das Streaming von Filmen und Videos. Mehr dazu in unserem Beitrag „Streaming statt DVD: Klimaschutz durch digitale Datenübertragung?“.

Weitere Tipps und Informationen rund um das Thema finden Sie auf unserer Übersichtsseite „Nachhaltig online - Trägt Digitalisierung zum Klimaschutz bei?“.
 

Weiterführende Links:

Bitkom (2019): Smartphone-Markt wächst um 3 Prozent auf 34 Milliarden Euro

Blauer Engel: Energieeffizienter Rechenzentrenbetrieb

Greenpeace (2017): Clicking Clean: Who is winning the race to build a green internet?

Planet E: Stromfresser Internet. Die Schattenseiten der Digitalisierung

The Green Web Foundation: Is your website hosted green?

Umweltbundesamt: Surfen, Internetanbieter

WebsiteCarbon: How much carbon dioxide does your website produce?