Umwelt

04.03.2022

VSB sammelt über 12.000 Althandys für einen guten Zweck

Rund 200 Millionen Althandys liegen deutschlandweit ungenutzt in Schubladen (BITKOM). Die kleinen Geräte bergen aufgrund ihrer großen Verbreitung enorme Schätze. Ziel der Handy-Sammelaktion vom VerbraucherService Bayern war es, auf brachliegende Mobiltelefone aufmerksam und diese einer weiteren Nutzung oder Wiederverwertung zuzuführen.

VSB sammelt über 12.000 Althandys für einen guten ZweckFoto: © Giuseppe Porzani - Fotolia.com

12.408 Handys wurden trotz Corona-Beschränkungen von 28. September 2020 bis 31. März 2021 gesammelt und in über 250 Boxen an das Sammelcenter geschickt. Der Sammelerfolg war nur möglich durch die tatkräftige Unterstützung vieler Mitarbeiter*innen, Verbraucher*innen und Organisationen, insbesondere des Katholischen Deutschen Frauenbunds. Der Erlös von 6.203 Euro wurde an zwei Projekte gespendet: Den Aufbau einer Schule in Sukuro/Tansania sowie die Erhaltung des Biotops Allacher Heide/München. Die Spende ermöglicht dem LBV, bestmöglich für die natürliche Vielfalt in dem Münchner Biotop tätig zu werden und die Artenvielfalt vor Ort zu fördern. Die beiden Spendenempfänger haben das Geld erhalten und uns den Empfang und die zweckgebundene Nutzung bestätigt. 

Ein wichtiges Anliegen des VSB war, auf ungenutzte Altgeräte aufmerksam zu machen und diese einer weiteren Nutzung oder der Wiederverwertung zuzuführen. Auch wenn Handys relativ klein sind, enthalten sie zahlreiche wertvolle und seltene Rohstoffe, aber auch umweltschädliche Chemikalien. Die abgegebenen Geräte wurden erfasst, überprüft und anschließend fachgerecht recycelt. Funktionsfähige Smartphones wurden für eine Weiternutzung aufbereitet. Für den Verbraucherverband lag dabei ein besonderes Augenmerk auf der sicheren Löschung gespeicherter Daten. Die Sammlung erfolgte im Rahmen der Rücknahmeaktion von Telekom & Teqcycle, die mit dem Blauen Engel für umweltfreundliche Mobiltelefon-Rücknahmesysteme ausgezeichnet ist.

Änderung im Umgang mit Geräten erforderlich

Smartphones spiegeln wie kein anderes Gerät die Folgen unserer schnelllebigen Konsumgesellschaft und der fortschreitenden Digitalisierung wieder. Infolge der rasanten technischen Entwicklung entsprechen Geräte schon nach kurzer Zeit nicht mehr dem aktuellen Stand und werden obsolet. Eine entscheidende Rolle spielen dabei auch die Verfügbarkeit aktueller Software sowie veränderte Mobilfunk-Standards.

Rund 22 Millionen dieser Geräte werden in Deutschland pro Jahr verkauft. Ausrangierte Geräte werden oft nicht zeitnah entsorgt, sondern in Schränken und Schubladen zwischengelagert. Die Anzahl solcher ungenutzter Smartphones und Handys hat sich in Deutschland seit 2015 von 100 auf 200 Millionen verdoppelt (Bitkom).

Auch wenn die Geräte relativ klein sind, stellen sie wertvolle Rohstofflager dar. Allein in einem Mobiltelefon sind rund 60 verschiedene Elemente enthalten. Darunter finden sich Rohstoffe, die auf der Erde nur begrenzt vorhanden sind und aus Konfliktregionen stammen. Zudem geht der Abbau oft mit beträchtlichen Belastungen für Mensch und Umwelt einher (Umweltbundesamt). Bei vielen Rohstoffen ist Deutschland ebenso wie andere EU-Länder auf Importe angewiesen. Die Europäische Kommission stuft derzeit 30 wirtschaftlich bedeutsame Rohstoffe aufgrund ihrer risikobehafteten Versorgung als kritisch ein.

Recycling ist wichtig, um Ressourcen zu schonen, doch nicht alle Altgeräte werden recycelt: Allein in Bayern werden pro Jahr ca. eine Million Handys über den Hausmüll entsorgt (Abfallratgeber Bayern). Und auch in Recyclingprozessen wird dem Öko-Institut zufolge nur ein Bruchteil der enthaltenen Stoffe zurückgewonnen. Ressourceneffizienz beginnt bei der Produktion: Nur wenn Produkte recycling-gerecht hergestellt werden, ist am Ende ein qualitativ und quantitativ hochwertiges Recycling möglich.

Kurze Nutzungszyklen belasten das Klima

Die Verlängerung der Nutzungsdauer von elektronischen Geräten und die verstärkte Rückgewinnung der enthaltenen Stoffe tragen wesentlich zum Klima-, Ressourcen- und Verbraucherschutz bei. Smartphones werden in Europa im Schnitt nur rund drei Jahre genutzt. Über den gesamten Lebenszyklus verursachen alle europäischen Smartphones 14 Millionen Tonnen CO2 im Jahr (Europäisches Umweltbüro). Eine Verlängerung der Nutzungsdauer um nur ein Jahr würde dem Europäischen Umweltbüro zufolge gut zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen. Aus Klimasicht würde die sinnvolle Nutzungsdauer eines Smartphones sogar mindestens 25 Jahre betragen.

Das Öko-Institut kommt in einer Studie im Auftrag des vzbv zu dem Ergebnis, dass sich eine längere Nutzung sowohl für das Klima als auch für Verbraucher*innen auszahlt. Auch ein Großteil der Verbraucher*innen befürwortet Vorgaben für eine längere Gebrauchsdauer und verbindliche Herstellerangaben zur Lebensdauer und Verfügbarkeit von Updates (vzbv).

VerbraucherService Bayern fordert nachhaltige Produktpolitik

Gesetzliche Vorgaben sind erforderlich, um für Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen zur Produktion und Bereitstellung langlebiger und recyclingfähiger Geräte zu schaffen. Der VerbraucherService Bayern im KDFB e.V. fordert eine nachhaltige Produktpolitik, damit einerseits eine lange Nutzung von Smartphones und anderen elektronischen Geräten ermöglicht wird und andererseits beim Recycling möglichst wenig Ressourcen verloren gehen.

Unsere Kaufentscheidung zählt: Bei Handys auf Nachhaltigkeit setzen

Bereits heute können Verbraucher*innen durch eine bewusste Gerätewahl einen wichtigen Beitrag leisten. Um die negativen Umweltfolgen zu reduzieren gibt es verschiedene Ansätze. Besonders wichtig ist eine möglichst lange Gebrauchsdauer. Beim Neukauf empfiehlt der VSB auf Möglichkeiten zur Reparatur und eine lange Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Updates zu achten. Die Stiftung Warentest testet regelmäßig neue Smartphones auf ihre Gebrauchseigenschaften. Im Jahr 2021 wurde zudem geprüft, wie zuverlässig Hersteller Updates zur Verfügung stellen (Stiftung Warentest). Wie gut Smartphones zu reparieren sind, zeigt beispielsweise der Reparierbarkeits-Index von Ifixit.

Ein wichtiges Kriterium beim Neukauf ist zudem eine möglichst umwelt- und sozialverträgliche Produktion. Das neue Fairphone 4 ist derzeit das einzige Smartphone, das mit dem Zeichen TCO Certified ausgezeichnet ist. Hersteller von Fairphone und Shiftphone beispielsweise verzichten auf Rohstoffe aus Konfliktregionen und setzen auf möglichst faire Herstellung und reparierbares Design. Durch den modularen Aufbau lassen sich defekte Bauteile wie Akku oder Display leicht ersetzen.

Eine umweltfreundliche Alternative ist der Kauf gebrauchter Geräte. Der Begriff „Refurbished“ bezeichnet überholte, gereinigte und geprüfte Smartphones und andere Geräte. Achten Sie darauf, ob es sich um einen gewerblichen oder einen privaten Verkäufer handelt. Bei einem gewerblichen Händler haben Sie Anspruch auf mindestens 12 Monate Gewährleistung und im Falle eines Online-Kaufes ein 14-tägiges Widerrufsrecht.

Weiterführende Informationen

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz: Nachhaltig konsumieren - Gebraucht kaufen und verkaufen
www.stmuv.bayern.de/themen/verbraucherinformation/nachhaltig_konsumieren/gebraucht_kaufen_und_verkaufen.htm

European Environmental Bureau: Coolproducts don’t cost the Earth
https://eeb.org/library/coolproducts-briefing/

Siegelklarheit: Siegel für Laptops & Co.

VerbraucherService Bayern: Forderung: Nachhaltige Produktpolitik für elektronische Geräte