Verbraucherrecht

10.08.2015, Sinnvoll abgesichert

Versicherungen und Altersvorsorge für Azubis und Studenten

Die Ausbildung beginnt und plötzlich benötigt man einen eigenen Versicherungsschutz, da Azubis nicht mehr generell über ihre Eltern versichert sind. Welche Versicherungen es gibt und welche davon für Lehrlinge und Studenten sinnvoll sind, hat der VerbraucherService Bayern im KDFB (VSB) zusammengestellt:

Versicherungen und Altersvorsorge für Azubis und StudentenFoto: © Patrizia-Tilly - Fotolia.com

Krankenversicherung – braucht jeder Lehrling

Lehrlinge benötigen eine eigene Krankenversicherung, im Gegensatz zu Schülern und Studenten bis zum 25. Lebensjahr. Sie zahlen den einheitlichen Beitragssatz und sollten sich vor Arbeitsbeginn möglichst selbst eine eigene gesetzliche Krankenkasse suchen, da sonst der Arbeitgeber den Versicherungsschutz festlegt.


Die Leistungen der gesetzlichen Kassen sind fast gleich, aber eben nur fast. Unterschiede gibt es bei den Extras, wie Unterstützung bei Sportkursen oder alternative Heilmethoden.

Private Zusatzversicherungen sollte man sich angesichts überschaubarer Gehälter gut überlegen. Auch wenn die Werbung einen Bedarf suggeriert, ein Muss ist eine solche Versicherung nicht.

Haftpflicht – ein Muss für jeden

Eine private Haftpflichtversicherung ist ein absolutes Muss.

Haben die Eltern eine private Haftpflichtversicherung sind unverheiratete Azubis und Studenten hier bis zum Ende der ersten Ausbildung mitversichert.

Besteht bei den Eltern kein Versicherungsschutz, sollte der Berufseinsteiger unbedingt eine eigene Versicherung wählen. Neue Versicherungen sind oft preiswerter und beinhalten einen besseren Schutz.

Berufsunfähigkeitsversicherung – genau hinsehen

Jedem, der von seiner Arbeitskraft lebt, ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sehr zu empfehlen. Sie zahlt eine Rente, wenn der Versicherte aus gesundheitlichen Gründen seinen Beruf nicht mehr ausüben kann.

Für Azubis und Studenten wird aber in der Regel nur eine eingeschränkte Berufsunfähigkeitsversicherung mit der sogenannten Erwerbsunfähigkeitsklausel angeboten. Diese zahlt nur, wenn man zu Beginn der Ausbildung oder des Studiums berufsunfähig wird und auch keinen anderen Beruf ausüben kann.

Erst zum Berufsabschluss oder Studienende gibt es den vollen Berufsunfähigkeitsschutz. Hier entscheiden die Bedingungen zwischen einem sehr guten und weniger guten Versicherungsschutz.

Optimale Bedingungen beinhalten eine Laufzeit bis zum Renteneintrittsalter. Die Nachversicherungsgarantie schafft eine sinnvolle Flexibilität, um bei wichtigen Anlässen, wie Heirat, Geburt eines Kindes oder Immobilienerwerb, die vereinbarte Rentenleistung gegen einen höheren Beitrag entsprechend der neuen Lebenssituation anzupassen ohne eine erneute Gesundheitsprüfung.

Wichtig ist bei dieser Versicherung, dass sie weltweit gilt. Darüber hinaus sollte die Rücktrittsmöglichkeit durch den Versicherer ausgeschlossen sein, wenn der Versicherungsnehmer seine Anzeigepflicht schuldlos verletzt.

Zu guter Letzt: Mit besonderer Aufmerksamkeit sollte man in den Versicherungsbedingungen die Kriterien zu der abstrakten Verweisung lesen. Verzicht auf die abstrakte Verweisung bedeutet, der Versicherer verzichtet unabhängig vom Alter des Verbrauchers darauf, den Kunden auf einen möglichen anderen Beruf zu verweisen. Mit diesem Verweis kann der Versicherer die Rentenzahlung bei Eintritt der Berufsunfähigkeit verweigern. Der „Verzicht auf die abstrakte Verweisung“ sollte also auch in diesem Wortlaut in der Police zu finden sein.

Generell gilt: Trennen Sie den Risikoschutz von Sparverträgen. Eine Kombination einer Berufsunfähigkeitsversicherung ist lediglich mit einer Risikolebensversicherung zu empfehlen.

Auslandskrankenversicherung – sehr zu empfehlen

Sehr zu empfehlen ist für gesetzlich Krankenversicherte auch eine Auslandsreisekrankenversicherung sowie für privat Versicherte, in deren Tarif der Rücktransport nicht vereinbart ist.

Weitere Versicherungen – individuell entscheiden

Vor Abschluss aller weiteren privaten Versicherungsverträge wie Hausrat, Rechtsschutz oder Pflegezusatzversicherung sollte man sich den größtmöglichen Schaden vorstellen, den der Versicherer abdeckt. Wenn dieser nicht über eigene Mittel zu tragen ist, sollte dieses Risiko mittels einer Versicherung abgedeckt werden.

Altersvorsorge – verschiedene Produktbausteine wählen

Bei der Altersvorsorge sollte man verschiedene Produktbausteine wählen. Zu trennen ist jedoch, wie bereits beschrieben, die Risikoabsicherung von der Geldanlage.

Zunächst sollte geprüft werden, welches Produkt der Arbeitgeber als betriebliche Altersvorsorge anbietet. Auch ein Riester-Sparplan kann sinnvoll sein, ebenso der Kapitalaufbau für eine selbst genutzte Immobilie im Alter.

Möglichkeiten bestehen auch über nicht geförderte Banksparpläne oder auch, je nach Risikobereitschaft und Kenntnis, mit einem kleinen Teil das Investmentsparen in Fonds. Hier gilt es jedoch noch einmal genau in die Fonds- Anlagebedingungen und die Risikoausprägung selber anzuschauen.  

Gegenwartsabsicherung oder Altersvorsorge?

Je nach finanziellem Leistungsspierraum stellt sich oft die Frage: Gegenwartsabsicherung oder Altersvorsorge.

Die Gegenwartsabsicherung sollte an erster Stelle stehen, danach sollten die geförderten Altersvorsorgeprodukte geprüft und dann die nicht geförderten Angebote in Augenschein genommen werden.

Flexibilität und Streuung sind wichtige Elemente, um auf eine veränderte Lebenssituation reagieren zu können. Ebenso erfordern Gesetzesänderungen, aber auch Veränderungen des Zinsniveaus, eine regelmäßige Überprüfung der vorhandenen Risiko- und Altersvorsorgeprodukte.

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