Energie

14.09.2023

Altbau und Wärmepumpe? So funktioniert‘s

Wärmepumpen gelten als die Heiztechnik der Stunde. Über ihre Verwendung im Altbau wird viel diskutiert. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern räumt mit Mythen auf und gibt Tipps, wie Wärmepumpen auch im Altbau für wohlige Wärme zu moderaten Preisen sorgen und dabei das Klima schützen.

Wärmpepumpe,Altbau© Milan - stock.adobe.com
Wärmepumpen können auch im Altbau für wohlige Wärme zu moderaten Preisen sorgen

Wärmepumpen gewinnen ihre Wärme aus der Umwelt: aus der Luft, aus dem Boden oder aus dem Grundwasser. Diese Umweltwärme kostet nichts. Damit geht einher, dass Wärmepumpen Niedrigtemperaturheizungen sind, die die Heizflächen im Haus nur auf 35 bis 55 Grad Celsius erwärmen. Das spart Energie, funktioniert aber nur mit größeren Heizflächen.

Heizkörper in Altbauten sind häufig überdimensioniert, so dass oft nur ein Austausch einzelner Geräte nötig ist. Einige Gebäude wurden nachträglich mit Dämmung und neuen Fenstern versehen, so dass die Heizflächen geringere Vorlauftemperaturen brauchen. Damit ist auch der Weg zur Wärmepumpe im Altbau umrissen: Abhängig vom jeweiligen Gebäude sollte nach dem Optimum von größeren Heizflächen und besserer Dämmung gesucht werden. Dabei hilft eine Energieberatung.

Zur ersten Orientierung hilft ein Praxistest: An einem kalten Wintertag die Vorlauftemperatur der vorhandenen Heizung auf 55 Grad begrenzen und alle Heizkörperthermostate auf „3“ stellen. Wird es dann in allen Räumen warm, ist eine Wärmepumpe problemlos möglich. Bleiben einzelne Räume kalt, reicht vermutlich der Ersatz der Heizkörper durch größere aus, um die Wärmepumpe zu ermöglichen. Bleibt es in allen Räumen zu kühl, wird es ohne zusätzliche Dämmung an der Gebäudehülle keinen wirtschaftlichen Wärmepumpenbetrieb geben.

Kostencheck Wärmepumpe

Die Ausgaben für eine Wärmepumpe für ein Einfamilienhaus inklusive Installation liegen zwischen 20.000 und 50.000 Euro. Das liegt deutlich über dem Preis der fossilen Alternativen, die aktuell noch eingebaut werden dürfen. Entscheidend sind aber die Betriebskosten der nächsten 15 bis 20 Jahre. Ob das Heizen mit einer Wärmepumpe am Ende günstiger ist als mit einer Öl- oder Gasheizung, hängt einerseits von der Effizienz der Wärmepumpe ab, andererseits von der Kostenschere zwischen Strompreis und z.B. Gas-, Öl- oder Pellet Preis. Für die Lebensdauer der Heizung sind diese Kosten nicht exakt zu prognostizieren. Zu vermuten ist aber, dass mehr Wind- und Solarstrom weiterhin den Strompreis drücken und die beschlossenen Steigerungen der CO2-Abgabe die fossilen Energien weiter verteuern. Die Anschaffungskosten für eine Wärmepumpe sind tatsächlich höher als die für Brennwerttechnik. Da die Umstellung auf Wärmepumpen jedoch maßgeblicher Bestandteil der von der Politik angestrebten Wärmewende ist, werden sie mit bis zu 40 Prozent vom Staat gefördert. Das reduziert die Investitionskosten. Entscheidend ist also die Jahresarbeitszahl.

Die Jahresarbeitszahl beschreibt die Effizienz einer Wärmepumpe. Sie bemisst das Verhältnis des benötigten Stroms zur erzeugten Wärme. Eine Jahresarbeitszahl von drei bedeutet, dass mit einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugt werden können. Nach Ansicht des VerbraucherService Bayern ist im Altbau mindestens die Jahresarbeitszahl drei anzustreben.

Rechenbeispiel – Gasheizung vs. Wärmepumpe

Wir gehen von einem Haus aus, das im Jahr 25.000 Kilowattstunden Wärme benötigt und einer Heizung, die 15 Jahre genutzt wird. Fällt die Entscheidung für eine Gasheizung, kostet das warme Haus nach 15 Jahren 85.000 Euro.

 

Gasheizung: 

Anschaffung: 10.000 Euro | keine Förderung

Gaspreis: 0,2 Euro

Gaskosten für 15 Jahre: 25.000 kWh * 15 Jahre * 0,2 Euro= 75.000 Euro

Gesamtkosten: 10.000 + 75.000 Euro = 85.000 Euro

 

Das gleiche Haus mit einer Wärmepumpe beheizt, verursacht Kosten von 80.500 Euro:

 

Wärmepumpe:

Anschaffung: 18.000 Euro (30.000 Euro – 12.000 Euro Förderung)

Jahresarbeitszahl: 3

Stromkosten: 0,5 Euro

Stromkosten für 15 Jahre: 62.500 Euro

(25.000 kWh * 15 Jahre / Jahresarbeitszahl 3 * 0,5 Euro)

Gesamtkosten: 18.000 Euro + 62.500 Euro = 80.500 Euro

 

Zu guter Letzt sind Wärmepumpen deutlich klimaschonender als Gasheizungen. Laut Umweltbundesamt erzeugen Gasheizungen pro Kilowattstunde Wärme etwa 218 Gramm Kohlenstoffdioxid (CO2). Für oben genanntes Beispielhaus mit jährlichem Verbrauch von 25.000 Kilowattstunden bedeutet das 5,45 Tonnen CO2. Der aktuelle Strommix verursacht mit 434 Gramm pro Kilowattstunde zwar größere Mengen Kohlenstoffdioxid, die Wärmepumpe braucht für dieselbe Wärmemenge jedoch nur ein Drittel Strom (Jahresarbeitszahl drei). Am Ende sind es 3,6 Tonnen CO2.

Entscheidend bleibt eine hohe Jahresarbeitszahl der Wärmepumpe. Sie erfordert eine gute Planung und eine gute handwerkliche Umsetzung.

Beratung zu Wärmepumpen und anderen Heiztechniken

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale in Kooperation mit dem VerbraucherService Bayern hilft bei Fragen zu Wärmepumpen und anderen Heiztechniken. Sie findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt, und ist je nach Beratungsangebot kostenfrei oder kostenpflichtig (30 Euro). Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind alle Beratungsangebote kostenfrei. Terminvereinbarung unter Tel. 0800-809 802 400. Mehr Infos unter www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung. Die Bundesförderung für Energieberatung der Verbraucherzentrale erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.