Energie

19.03.2024, VerbraucherService Bayern gibt Überblick

Ist eine zweite PV-Anlage sinnvoll?

Wer sich einmal für eine Photovoltaik-Anlage entschieden hat, blickt meist auf gute Erfahrungen zurück. Warum also nicht erweitern, wenn noch Platz vorhanden ist? Eine zweite PV-Anlage bietet die Möglichkeit, mehr als bisher vom selbst erzeugten Strom zu verbrauchen. Die Energieberatung des VerbraucherService Bayern erklärt, unter welchen Bedingungen eine zweite PV-Anlage sinnvoll ist, und bewertet mögliche Optionen.

Ist eine zweite PV-Anlage sinnvoll?© Africa Studio - stock.adobe.com
Steigt der Strombedarf durch Elektroauto oder Wärmepumpe, lohnt sich ein prüfender Blick aufs Dach.

Lohnt es sich bei einer vorhandenen 10-Kilowattpeak (kWp)-Anlage auf dem Dach eines Einfamilienhauses eine zweite Anlage dazu zu bauen?

Zunächst erzeugen 10-kWp-Anlagen in den meisten Einfamilienhäusern bereits ohne Erweiterung mehr Strom, als der Haushalt verbraucht. Dennoch ist eine zweite Anlage ein Schritt auf dem Weg zu mehr Autarkie. Tatsächlich sorgt mehr Photovoltaik dafür, dass Verbraucher*innen auch mehr Strom aus eigener Erzeugung verbrauchen können.

Allerdings speisen Verbraucher*innen mit einer zusätzlichen Anlage auch einen höheren Anteil des erzeugten Stroms ins Netz ein. Der eingespeiste Strom wird zwar mit bis zu 8,11 Cent pro Kilowattstunde (kWh) vergütet, eine selbst erzeugte und verbrauchte Kilowattstunde spart jedoch – je nach individuellem Strompreis – etwa 30 Cent Strombezug ein. Wer anteilig mehr Strom einspeist als selbst nutzt, hat eine schlechtere Wirtschaftlichkeit der PV-Anlage.

Auch der Standort einer weiteren Anlage sollte bei der Entscheidung eine Rolle spielen. Günstig ist, wenn auf nach Süden orientierten Flächen noch Platz ist. Dort ist der Stromertrag am höchsten. Aber: Auch zusätzliche Anlagen auf Ost- und Westdächern können sinnvoll sein. So wird zwar nicht der Maximalertrag wie bei Süddächern erzielt, aber die Verteilung der Stromerzeugung über die Tageszeiten von morgens bis abends ermöglicht einen höheren Anteil selbst verbrauchten Stroms. Ungünstig sind ganz oder teilweise verschattete Flächen, etwa durch Bäume oder benachbarte Gebäude.

Kommt ein Elektroauto ins Haus oder stellen die Verbraucher*innen die Beheizung auf eine elektrisch angetriebene Wärmepumpe um, erhöht sich der Strombedarf. Auch das wäre ein Grund für die Anschaffung einer zweiten Photovoltaikanlage.

Der Anteil des verbrauchten Stroms, den Verbraucher*innen selbst erzeugen, erhöht sich zudem durch einen Batteriespeicher. In Haushalten ohne Speicher liegt die Eigenerzeugung selten über 30 Prozent des jährlich verbrauchten Stroms. Mit Speicher ist eine Erhöhung auf 50 Prozent möglich. Eine zweite PV-Anlage kann diesen Anteil weiter erhöhen. Die Erweiterung eines bereits vorhandenen Speichers ist meist nicht erforderlich.

Wird der Einspeisepreis bei einer weiteren Anlage geringer?

Die Vergütung für den Strom erfolgt nach den Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Wegen unterschiedlicher Zeitpunkte der Inbetriebnahme besteht die Möglichkeit, dass beide PV-Anlagen verschiedene Vergütungssätze haben. Prinzipiell lässt sich Strom aus zwei Anlagen wie Strom aus einer Anlage behandeln, wenn diese auf demselben Gebäude installiert sind. Dann kann auch mit einem gemeinsamen Stromzähler gemessen werden und ein mittlerer Vergütungssatz entsprechend den jeweiligen Anlagenleistungen wird ermittelt.

Lohnt sich eine zweite PV-Anlage, wenn sich der Eigenverbrauch nicht nennenswert erhöht?

Auch ohne neues Elektromobil oder neue Wärmepumpe ist eine zusätzliche PV-Anlage unter Umständen interessant. Vor allem dann, wenn die zweite Anlage der „Volleinspeisung“ dient. Das bedeutet, dass der gesamte Stromertrag der zweiten Anlage in das Stromnetz eingespeist und nicht selbst verbraucht oder gespeichert wird.

Bei dieser Variante ist die Einspeisevergütung für den Strom aus der zweiten Anlage höher und liegt bei Anlagen bis zu zehn kWp aktuell bei 12,87 Cent pro kWh. Bei diesem Fall handelt es sich dann um zwei Anlagen mit getrennten Stromzählern.

Gibt es kleine Speicher, die nachts nur den Haushaltsgrundverbrauch liefern und sich lohnen?

Ein Batteriespeicher ermöglicht es, den tagsüber selbst erzeugten Strom zwischenzuspeichern. Nachts oder in der Dämmerung, wenn die PV-Anlage den Bedarf nicht deckt, kann durch das Entladen des Speichers der erzeugte Strom zeitversetzt bzw. später genutzt werden.

Häufig werden jedoch zu große Speicher installiert. Als Richtwert für die Speichergröße empfiehlt der VerbraucherService Bayern eine Kilowattstunde Batteriekapazität pro 1.000 Kilowattstunden Jahresstromverbrauch. Das heißt: Für einen Haushalt mit einem Jahresstromverbrauch von 5.000 kWh wäre ein Speicher mit fünf Kilowattstunden Kapazität ein guter Orientierungswert.

Beratung zu PV-Anlage in Privathaushalten

Die Energieberatung der Verbraucherzentrale in Kooperation mit dem VerbraucherService Bayern hilft bei Fragen bezüglich einer PV-Anlage. Sie findet online, telefonisch oder in einem persönlichen Gespräch statt, und ist je nach Beratungsangebot kostenfrei oder kostenpflichtig (30 Euro). Unsere Energie-Fachleute beraten anbieterunabhängig und individuell. Für einkommensschwache Haushalte mit entsprechendem Nachweis sind alle Beratungsangebote kostenfrei. Terminvereinbarung unter Tel. 0800-809 802 400. Mehr Infos unter www.verbraucherservice-bayern.de/themen/energie/energieberatung. Die Bundesförderung für Energieberatung der Verbraucherzentrale erfolgt durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz.