Hauswirtschaft

07.12.2020

Neue EU-Ökodesign-Richtlinie ab 2021

Nicht vorhandene oder schwer lieferbare Ersatzteile sowie hohe Reparaturkosten verkürzen zum Leidwesen der Verbraucher*innen und Umweltschützer die Lebensdauer vieler Geräte. Eine Neuanschaffung reißt nicht nur ein großes Loch in die Haushaltskasse, sondern bedeutet auch neue Handhabung und Funktionen sowie das Studium von Gebrauchsanleitungen mit immer mehr, komplizierten und häufig unnötigen Zusatzfunktionen. Schäden, die nach kurzem Ablauf der Gewährleistung auftreten und den Austausch von relativ neuen Geräten erfordern, geben Anlass zur Vermutung einer geplanten Obsoleszenz, was allerdings nie nachgewiesen werden konnte. Die neue EU-Ökodesign Richtlinie, die ab Januar 2021 startet und ab März 2021 verschärft in Kraft tritt, soll eine nachhaltige Verbesserung bringen.

Neue EU-Ökodesign-Richtlinie ab 2021Foto: © Andrey Popov - stock.adobe.com

Die neue Richtline bewertet die gesamte Ökobilanz eines Produkts. Benötigte Ressourcen, Herstellungsprozess, Stromverbrauch, Recycling, Transport und die Nutzung werden bis zum Ende erfasst und in einer Datenbank hinterlegt. Für die privaten Haushalte sind folgende Produktgruppen relevant: Kühlgeräte, Waschmaschinen und Waschtrockner, Geschirrspüler, Backöfen, elektronische Displays, einschließlich Fernsehgeräte und Lichtquellen. Hersteller und Verkäufer sind verpflichtet sicherzustellen, dass Verbraucher*innen alle Informationen in Form eines gedruckten Etiketts und eines Produktinformationsblattes erhalten. Ob die neue Richtlinie auch für Importeure gilt, ist derzeit noch nicht geklärt.

Bei manchen Geräten sind in der Übergangszeit alte und neue Labels vorhanden, was zu Verwirrung führen kann. Offiziell sichtbar dürfen erst ab März 2021 die neuen Angaben in den Geschäften angebracht sein.

Kritik an der neuen Richtlinie

Prinzipiell begrüßen Verbraucher-, Umwelt- und Naturschutzverbände die neue Verordnung. Kritik gibt es daran, dass wichtige Produktgruppen bisher nicht berücksichtigt werden. Dazu gehören Notebooks, Mobiltelefone und auch Staubsauger. Außerdem kritisieren die Verbände die oft praxisfernen Prüfvorgaben. Der Energieverbrauch von Kühlschränken bemisst sich beispielsweise ohne das Öffnen der Tür. Bei Geschirrspülern stellt das ECO-Programm die Messlatte dar, obwohl nur etwa jeder fünfte dieses Programm wählt.

Verschärfung ab März 2021

Ab März 2021 tritt eine Verschärfung der Richtlinie ein, welche die Reparatur von Elektrogeräten erleichtern soll. Diese beinhaltet folgende Punkte:

  • Hersteller müssen Ersatzteile länger verfügbar halten.
  • Die Lieferung der Ersatzteile muss innerhalb von 15 Tagen erfolgen.
  • Die Reparatur muss mit handelsüblichem Werkzeug möglich sein.
  • Zur Verlängerung der Lebensdauer der Geräte sollen mehr Informationen zur Pflege und Reparaturmöglichkeit sowohl an Endverbraucher wie Werkstätten vermittelt werden.

Beispiel Waschmaschinen – was ändert sich?

Wie auch bei den anderen Elektrogeräten ändern sich bei Waschmaschinen die Energieklassen: Die Plus Zusätze (A+++) verschwinden. In Zukunft gibt es die Energieeffizienzklassen von A – G. Die Hürde wird ab 2021 deutlich höher gesetzt und so findet sich vermutlich ein bisheriges A+ Gerät in der Klasse F wieder.

Neu ist auch das voreingestellte Waschprogramm. Es berücksichtigt das veränderte Waschverhalten der Verbraucher*innen, die Vielzahl der Textilarten und das bis zu neun Kilogramm große Waschvolumen der Maschinen. Das voreingestellte Programm ermöglicht es, alle Textilien von 40 bis 60 Grad gemeinsam zu waschen, da die tatsächliche Waschtemperatur nur bei rund 40 Grad liegt. Durch eine längere Waschdauer ist die Hygiene der Wäsche trotzdem gewährleistet. Die Wäsche muss nur noch in hell und dunkel getrennt und ein geeignetes Waschmittel gewählt werden. Eine Sonderbehandlung benötigen nur noch Textilien aus Wolle und Seide.

Aktuell nutzen Verbraucher*innen bei Waschmaschinen auf Grund der langen Laufzeit die ECO-Programme zu wenig und bevorzugen Programme mit kürzeren Waschzeiten. Leider verbrauchen Kurzprogramme überproportional viel Strom. Bleibt zu hoffen, dass Verbraucher*innen die energiesparenden Programme wählen und sich von der langen Waschzeit nicht abschrecken lassen. Das Thema Wäschewaschen ist hoch emotional und alte Gewohnheiten lassen sich erfahrungsgemäß schwer ändern.

Auf dem neuen Energielabel befindet sich in Zukunft, neben dem Energieverbrauch wie bisher, auch die Füllmenge. Diese möglichst ausnutzen, denn am sparsamsten und textilschonendsten wäscht die Waschmaschine bei voller Beladung. Ebenfalls auf dem Label zu finden sind die Waschdauer, der Wasserverbrauch, die Schleudereffektivität sowie die Lautstärke (db).

Wer umweltschonend Waschen möchte, darf die Frage des Waschmittels und seine Dosierung nicht außer Acht lassen. Das Prinzip „Viel hilft viel“ ist auf jeden Fall falsch. Da Dosiervorschriften häufig sehr klein geschrieben und umfangreich sind, lohnt es sich, diese im wahrsten Sinne des Wortes unter die Lupe zu nehmen. Dabei ist der Verschmutzungsgrad, die Wasserhärte und die Belademenge zu berücksichtigen. Zu viel Waschmittel schadet nicht nur der Umwelt, auch unsere Haut und die Textilien mögen es nicht. Wer keinen Dosierbecher besitzt, kann ihn kostenlos bei den Waschmittelherstellern anfordern. Auf die zahlreichen angebotenen Waschhilfsmittel, wie Weichspüler oder Farbfangtücher, ist getrost zu verzichten.

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