Umwelt

10.08.2021

Aluminium - ein problematischer Rohstoff

Der weltweite Rohstoffhunger nach Aluminium steigt kontinuierlich an. Neben der Verwendung in der Automobilindustrie, Baustoffen und Elektronikgeräten kommt das Leichtmetall auch in Verpackungen zum Einsatz. Der Abbau und die Produktion verursachen jedoch enorme Umweltschäden. Aluminiumrecycling hingegen gilt als saubere Alternative. Doch auch die Wiederverwertung ist problematisch.

Aluminium - ein problematischer RohstoffFoto: © Daisy Daisy - stock.adobe.com

Ökologische Folgen

Zerstörung von Ur- und Regenwäldern
Aluminium ist zwar nach Sauerstoff und Silicium das dritthäufigste Element der Erdkruste, kommt aber nie in Reinform vor. Die höchste Konzentration an Aluminiumverbindungen findet sich im Bauxit, einem oberflächennah lagernden Erz. Allerdings ist der Abbau der Aluminiumerze durch den Tagebau sehr flächenintensiv und zerstört Natur und Boden. Ein Großteil der weltweiten Bauxitvorkommen lagert unter Ur- und Regenwäldern, die der Förderung des aluminiumhaltigen Gesteins zum Opfer fallen. Auch nach Wiederaufforstung erreicht die Fläche keinesfalls die zuvor herrschende ökologische Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt (Umweltbundesamt).

Hochgiftige Nebenprodukte: Rotschlamm
Neben der Zerstörung der Landschaft durch mechanische Abtragung entstehen weitere Schäden durch die Verarbeitung der Aluminiumverbindungen. Das Herauslösen des Aluminiumoxids aus dem Gestein erfordert ätzende Natronlauge. Zurück bleibt Rotschlamm – eine mit Schwermetallen versetzte Lauge, die in Deponien gelagert oder schlimmstenfalls in die örtlichen Flüsse eingeleitet wird. Gerade in Ländern der dritten Welt fehlen Umweltstandards, die die Bevölkerung und die Natur vor den Folgen schützt.

Unmengen an Energie
Die Weiterverarbeitung des gelösten Aluminiums erfolgt unter enormem Energieaufwand. Durch Schmelzelektrolyse gewonnenes Primäraluminium erfordert pro Tonne durchschnittlich 15 Megawattstunden Strom. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch eines Zwei-Personen-Haushalts von fünf Jahren (Tagesschau). Die Verarbeitung von Glas benötigt 25-Mal weniger Strom.

Aluminiumrecycling – Lösung oder Sackgasse?

Das Recycling des Leichtmetalls benötigt im Vergleich zur Primäraluminium-Herstellung lediglich fünf Prozent der Energie. Außerdem entfällt der aufwändige und problematische Abbau des Bauxits. Die Recyclingquote ist bei Aluminium im Vergleich zu anderen recyclebaren Stoffen hoch. So werden bei Verpackungen 87,9 Prozent Aluminium der Wiederverwertung zugeführt (UBA). Doch ist das Recycling mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden.

Schwer zu recyceln: Verbundstoffe
Verbundstoffe lassen sich nicht oder nur mit hohem Aufwand recyceln. Getränkekartons beispielsweise bestehen häufig aus schwer trennbaren Schichten aus Polyethylen, Aluminium und Papier. In Deutschland gibt es nur wenige Recyclinganlagen, die diese Laminate verwerten können. Auch kommt von den drei Komponenten nur das Papier in die Wiederverwertung. Der Aluminium- und Plastikanteil geht der thermischen Verwertung zu, wird also verbrannt. Von einer echten Kreislaufwirtschaft kann hier keine Rede sein.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) wirft dem Fachverband für Getränkekartonverpackung eine schöngerechnete Recyclingquote von 75,7 Prozent (2018) vor. Laut DUH beträgt die „tatsächliche Recyclingquote“ lediglich 29,9 Prozent. Eine große Menge der verbrauchten Getränkekartons sammeln Verbraucher*innen nicht korrekt über den Gelben Sack, die gelbe Tonne oder die Wertstoffhöfe, sondern entsorgen diese über den Restmüll oder das Altpapier.

Aluminium-Legierungen
Reines Aluminium existiert nicht auf dem Markt. Der Zusatz unterschiedlicher anderer Metalle und Halbmetalle wie Chrom, Kupfer, Eisen, Zink u.a. erzeugt Produkteigenschaften, die mit reinem Aluminium nicht möglich sind. Beispielsweise verleihen Metallgemische aus Aluminium und Mangan dem Material Hitzebeständigkeit, Silicium dagegen erhöht die Korrosionsbeständigkeit. Diese Legierungen, gefertigt für verschiedene Einsatzgebiete, landen allerdings alle auf dem gleichen Schrotthaufen. Eine sortenreine Sammlung der Gemische ist sehr aufwändig. Werden unterschiedliche Aluminium-Legierungen bei der Widerverwertung miteinander verschmolzen, bedeutet das einen Qualitätsverlust – ein Downcycling. Dann bleibt nur die Beimischung von reinem Primäraluminium oder die Nutzung in wenig anspruchsvollen Anwendungsbereichen (WDR).

Vermeidung vor Verwertung: Abfallhierarchie

Die Vermeidung jeglicher Verpackung und die Einsparung von Rohstoffen in Gebrauchs- und Konsumprodukten sollte an erster Stelle stehen. Die sogenannte Abfallhierarchie Deutschlands wurde bereits 2012 im Kreislaufwirtschaftsgesetz festgehalten. Hier kommt der Vermeidung von Abfällen die größte Bedeutung zu.

Die Abfallhierarchie wird zur Veranschaulichung gerne als umgedrehte Pyramide dargestellt:

Erst wenn sich Materialien nicht wiederverwenden lassen, erfolgt das Recycling. Achtet der Verbraucher*in bereits beim Kauf von Produkten darauf, dass sich Einzelkomponenten von Verpackungen oder Gebrauchsgegenständen gut voneinander trennen lassen, gelingt die Wiederverwertung besser. Zuletzt folgt die Verwertung – beispielsweile in Form von Energiegewinnung in der Müllverbrennungsanlage und die Beseitigung auf Deponien oder in Endlagerstätten.

Es ist also in jedem Fall besser, wenn Müll gar nicht erst entsteht, bevor die Themen Recycling und Entsorgung auf den Tisch kommen. Das gilt auch für Aluminium. Die ökologischen Folgen des Abbaus und der enorme Energieverbrauch bei der Herstellung des Leichtmetalls sollte den Verbraucher*innen bewusst sein, wenn sie Pausenbrot oder Döner großzügig in Alufolie wickeln und das Erfrischungsgetränk gerne aus der Dose genießen.

Tipps des VerbraucherService Bayern:

  • Bevorzugen Sie Mehrwegsysteme. Ab dem Jahr 2023 sind Gastronomen für den Straßenverkauf verpflichtet, auch eine Mehrwegvariante anzubieten. Fragen Sie jetzt schon danach.
  • Verbannen Sie die Alufolie aus der Küche. Vorratsbehälter aus Glas oder ein Teller als Deckel ersetzen das Einwegprodukt.
  • Entsorgen Sie Verpackungen immer über die gelbe Tonne, den gelben Sack oder auf dem Wertstoffhof.
  • Ausgediente Gebrauchsgegenstände wie alte Pfannen mit Aluminiumboden gehören auf den Wertstoffhof und nicht in den Restmüll.
  • Trennen Sie immer alle Komponenten von Verpackungen. Beim Joghurtbecher beispielsweise den Aludeckel und die Pappbanderole getrennt entsorgen.
  • Ganz ohne Verpackung geht es im Unverpacktladen. Probieren Sie es doch mal aus.

 

Weiterführende Links:

Bundesamt für Risikobewertung: Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten

VerbraucherService Bayern im KDFB: Aluminium - ökologisch und gesundheitlich umstritten

Utopia: Alu, Kunststoff, Blech, Glas - welche Verpackung ist die klimafreundlichste? 

Stadtreinigung Hamburg: Einkaufsguide Verpackungen