Ernährung

06.03.2020

Detox – Entgiftung oder Werbelüge?

Detox heißt scheinbar das Zauberwort, wenn es um die Entgiftung des Körpers geht. Unter diesem Begriff sammeln sich Diätkonzepte sowie Kapseln und Pulver, die angeblich den Körper von Schadstoffen befreien und das Wohlbefinden steigern. Die Wirkung ist fraglich.

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Detox ist die Abkürzung für Detoxifikation und bedeutet Entgiftung. Dies ist allerdings nicht vergleichbar mit einer medizinischen Entgiftung, welche gefährliche Mengen Drogen, Alkohol, Medikamente oder andere Gifte aus dem Körper entfernt.

Fragliche Versprechen

Hinter dem Detox-Konzept steht die Annahme, dass sich Schadstoffe wie Nikotin und andere Gifte im Körper anreichern. Auch eine ungesunde Ernährung mit viel Fleisch, Wurst und Zucker soll zur Einlagerung sogenannter „Schlacken“ führen und den Körper übersäuern. Detox-Kuren und „reinigende“ Nahrungsergänzungsmittel helfen angeblich Schadstoffe auszuscheiden. Das Werbeversprechen erfolgreicher Detox-Maßnahmen: Mehr Lebensenergie, ein gestärktes Immunsystem oder Gewichtsabnahme.
Wissenschaftliche Beweise, dass Detox-Diäten und -Pillen die Ausscheidung von Giftstoffen fördern, gibt es nicht. Auch Schlacken oder Ablagerungen von Stoffwechselprodukten lassen sich im Körper nicht nachweisen. Ein gesunder menschlicher Körper scheidet unerwünschte Stoffwechselprodukte und überschüssige Säuren über Leber, Niere, Darm und Lunge aus.

Was steckt in Detox-Produkten?

Der Markt mit Detox-Produkten boomt. Es gibt Pulver, Pillen, Tees und Säfte. Detox-Nahrungsergänzungsmittel setzen sich sehr unterschiedlich zusammen. Mögliche Inhaltsstoffe sind Vitamine, Mineralstoffe, allerhand pflanzliche Zutaten wie Früchte, Superfoods, Aloe Vera, Kurkuma, Leinsamen, Mate, Grüner Tee, Pfefferminze, Löwenzahn und viele mehr.

Es gibt auch Detox-Produkte auf Basis von Zeolithen. Das sind Vulkanmineralien, deren Wirkung darauf beruht, dass sie wie eine Art mineralischer Schwamm Substanzen binden. Dabei unterscheiden Zeolithe jedoch nicht zwischen Schadstoffen und Nährstoffen. Das heißt, sie fangen auch für die menschliche Ernährung wichtige Vitamine und Mineralstoffe ab. Bei amtlichen Kontrollen fielen Nahrungsergänzungsmittel mit Zeolithen wegen hoher Blei- und Aluminiumgehalte auf. Aktivkohle funktioniert nach dem gleichen Wirkprinzip wie Zeolithe und ist ebenso kritisch einzustufen.

Viele Detox-Produkte enthalten entwässernde Inhaltsstoffe wie Brennnessel, Schachtelhalm oder Löwenzahn. Die dauerhafte Einnahme führt unter Umständen zur erhöhten Ausscheidung von Mineralstoffen und beeinträchtigt die Wirkung von Medikamenten.

Entgiftungsdiäten – sinnvoll oder schädlich?

Im Internet, Zeitschriften oder Gesundheits-Ratgebern finden sich verschiedene Varianten von Detox-Diäten. Meist handelt es sich um mehrtätige Saftkuren mit Wasser, Kräutertee, Obst- und Gemüsesäften. Im Anschluss erfolgt ein Kostaufbau mit Gemüse und Obst. Feste Nahrungsmittel werden erst langsam wieder zugeführt. Weitere mögliche Bestandteile einer Entgiftungsdiät: Darmentleerung, „entgiftende“ Nahrungsergänzungsmittel oder Bäder. Die Empfehlungen sind vielfältig. Die Gewichtsabnahme bei Entgiftungsdiäten beruht meist auf dem Verlust von Körperwasser nicht von Körperfett.

Positiv an Detox-Kuren ist der Verzicht auf Alkohol und Nikotin. Auch ein gesteigerter Verzehr von Gemüse und Obst ist aus ernährungsphysiologischer Sicht wünschenswert. Möglicherweise regt eine Detox-Kur ein gesünderes Ernährungsverhalten an. Langfristig durchgeführte Entgiftungsdiäten bergen allerdings das Risiko eines Nährstoffmangels, wenn Vollkornprodukte, proteinhaltige Lebensmittel wie Fisch, Hülsenfrüchte und Milchprodukte oder wertvolle pflanzliche Öle fehlen.

„Detox“ – unzulässige Werbung

Nach EU-Recht dürfen Hersteller Lebensmittel mit gesundheitsbezogenen Angaben – sogenannten Health Claims – nur dann bewerben, wenn die Werbeaussagen wissenschaftlich nachgewiesen und ausdrücklich zugelassen sind. Der Bundesgerichtshof vertritt die Auffassung, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit dem Begriff „Detox“ eine entgiftende oder entschlackende Wirkung verbinden. Damit handelt es sich eindeutig um eine gesundheitsbezogene Angabe. Da Detox als Health Claim jedoch nicht zugelassen ist, ist die Werbung mit diesem Begriff folglich nicht erlaubt.

Fazit

Aus medizinischer Sicht ist es nicht erforderlich, seinen Körper regelmäßig durch Detox-Kuren und Nahrungsergänzungsmittel zu entgiften. Bei längerfristigen Detox-Kuren kommen Proteine und Fette zu kurz. Die ständige Einnahme von entwässernden Pflanzenextrakten führt möglicherweise zu Störungen im Elektrolyt-Haushalt. Entgiften mit Zeolithen und Aktivkohle ist unsinnig und nicht empfehlenswert. Ein ungesunder Lebensstil lässt sich nicht durch Detox-Maßnahmen ausgleichen. Zudem sind Detox-Produkte relativ teuer.

Der VerbraucherService Bayern empfiehlt stattdessen eine ausgewogene Ernährung mit naturbelassenen Lebensmitteln, viel frischem Gemüse, Obst und Kräutern ergänzt durch ausreichend Bewegung an der frischen Luft.

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